1970

Aus dem Gemeindeleben

Zum Wetter und zur Ernte:
Das Wetter ließ im Jahre 1970 ein wenig zu wünschen übrig. Der Winter gilt als der längste seit dem Jahr 1890, so behaupten jedenfalls die Meteorologen. Anhaltende Kälte und immer neuer Schneefall bedecken unser Dorf mit einer riesigen weißen Decke, die bis in den Monat Mai liegenbleibt. Für den Haushalt der Gemeinde bedeuten diese Schneemassen eine zusätzliche nicht vorgesehene Belastung, um alle Gemeindestraßen passierbar zu halten.

So ist es nicht verwunderlich, dass fast die gesamte Wintergerste und so manches Stück Roggen die lange Schneedecke nicht überstehen und die betroffenen Bauersleute diese Länder mit Sommerfrucht umbestellen müssen. Die Frühjahrsbestellung kann erst im Mai vorgenommen werden und auch das Vieh kommt erst in der zweiten Maihälfte zum Austrieb, weil die Vegetation sehr spät eingesetzt hat. Bedingt durch den langen Winter, gibt es eine quantitativ schlechte Heuernte, weil wenig Gras gewachsen ist. Fast alle Viehhalter müssen daher einen 2. Grasschnitt vornehmen – Grummet mähen -, was in unserem Dorf nur noch selten in den Vorjahren gemacht wurde. Während der Heu- und Erntezeit war das Wetter beständig; dagegen regnete es zur Zeit der Hackfruchternte unentwegt, sodass das Einbringen sehr erschwert wurde. In den Sommermonaten machte der Kartoffelkäfer den Landwirten tüchtig zu schaffen; wer seine Kartoffelfelder nicht gespritzt hatte, wurde von kahlgefressenen Beständen überrascht.

Zu den Festen
Bei Schneetreiben und Unwetter wurde am 1. Mai die neue Gemeindehalle feierlich eingeweiht und ihrer endgültigen Bestimmung übergeben; die kirchliche Weihe nahm Pfarrer Juli vor. Die benachbarten Schützenvereine mit ihren Musikkapellen und Tambourkorps nahmen daran teil.

Das Schützenfest richtete wie üblich der Heimatschutzverein am letzten Sonntag im Juli aus. Es war wiederum ein wahres Volksfest und für die Schützen das Fest des Jahres. König wurde Adalbert Nettsträter, der seine Ehefrau Maria zur Königin wählte.

Das Erntedankfest verband der Heimatschutzverein wieder mit dem traditionellen Kinderschützenfest, auf dem die Kinder großzügig beschert wurden , wofür der Verein 300 DM zur Verfügung stellte.

Sportplatz und Gemeindehalle
Der im Vorjahre gebaute, neue Platz wurde auch in diesem Jahre noch nicht für den Spielbetrieb freigegeben, um den teuren Rasen nicht zu früh zu beanspruchen, damit er noch fester und dichter werde. Zum Mähen des Platzes und der anderen gemeindlichen Anlagen kaufte die Gemeinde einen 10 PS starken Rasenmäher (John Deere) zum Preise von DM 6000. Um den Sportplatz herum und vor der neuen Halle wurden ca. 4000 Sträucher und Bäume angepflanzt..

In der Gemeindehalle und deren Nebenräumen wurde im Winter in Eigenleistung eine Decke, bestehend aus finnischer Fichte angebracht. Über dieser Decke liegt 5 cm dicke Glaswolle, die auf Silberfolie aufgeklebt ist, zur besseren Wärmeisolierung. Die einzelnen Bretter wurden bewusst auf Luke verlegt, um eine bessere Akustick zu erreichen. Da der Speisesaal der Halle auch sonstigen Veranstaltungen dienen soll, wie Versammlungen und kleineren Festlichkeiten (Hochzeiten), erhielt der einen hellen freundlichen Anstrich. Die Duschräume im Kellergeschoß wurden ebenfalls fertiggestellt und dem Sportverein übergeben. Zur Warmwasserzubereitung wurde ein Elektro-Nacht-Speicherboiler angeschafft. Vor der Halle, entlang des Bruchweges, wurden noch rechtzeitig zur Einweihung 32 Parkplätze in Verbundpflaster angelegt. Die Frontseite (Schlagwetterseite) der Gemeindehalle wurde mit einer Fassadenverkleidung aus Kunststoff versehen. Die Arbeiten führte aus eine Firma Bäumle aus Kassel, zu einem Quadratmeterpreis von DM 34. Zur besseren Wärmedämmung wurde zwischen Mauerwerk und Kunststoff 2 cm dickes Styropor verlegt.

Zum Hochbau
Nachdem die politische Gemeinde endgültig über Bauplätze verfügte, herrschte schon bald rege Bautätigkeit. Dieter Sprenger, Josef Köhler, Günther Hammer, Antonius Finger und Bernhard Mester errichteten Wohnhäuser neben den 3 Rohbauten im Bebauungsplan I, die schon im vorigen Jahre erstellt wurden.

Als einzigen Wirtschaftsweg ließ die Gemeindevertretung den sogenannten Springsweg ausbauen und mit einer Teerdecke versehen zu einem Kostenpunkt von 12.000 DM. Dieser Feldweg war schon zweimal für den landwirtschaftlichen Ausbau angemeldet, aber nicht als förderungswürdig anerkannt und daher auch nicht bezuschusst worden. Da dieser Weg aber von den Fußgängern als Abkürzung zwischen Dorf und Siedlung gern begangen wird, ließ ihn die Gemeinde auf eigene Kosten ausbauen. Gegenüber der Gastwirtschaft Wiggen erwarb die Gemeinde von den Anliegern Gelände für einen Gehweg, den sie ausbauen ließ. Somit gehen die Fußgänger dort jetzt geschützter zur Post, Geschäften usw.

Die Trinkwasserversorgung in qualitativer wie in quantitativer Hinsicht ist vor wie nach eine Hauptsorge des Gemeinderats. Da die Versorgung aus der Aa-Talsperre wohl noch lange auf sich warten lassen wird, orientierte sich die Vertretung diesbezüglich zum Kreise Brilon, wo die fünf Gemeinden Madfeld, Radlinghausen, Rösenbeck, Thülen und Nehden einen Wasserzweckverband bilden wollen. Die Quellfassungen in Rösenbeck und Madfeld an der B 7 im Hoppecketal bieten Gewähr für gutes und ausreichendes Trinkwasser. Auf dem höchsten Punkt bei Rösenbeck (weiße Frau) soll ein neuer Hochbehälter errichtet werden, der auch Bleiwäsche in natürlichem Gefälle beschicken kann. Die einzelnen Orte sollen durch eine Ringleitung verbunden und Bleiwäsche soll durch eine 150 cm im Durchmesser Stichleitung versorgt werden, die bis zum Tiefbrunnen an der Gemeindegrenze verlegt wird, wo das Wasser dann in die vorhandene Druckleitung übergeben werden könnte. Unser Ort möchte sich diesem Verband gern anschließen und hat zu den Planungskosten mit rund 4000 DM beigetragen.

Aus dem Gemeindeleben:
Im April verstarb unerwartet der Gemeindevertreter Josef Völlmecke, für den von der Reserveliste Norbert Planken in den Gemeinderat nachrückte.
Ebenso unerwartet verschied im November unser Pfarrer Juli, der zehn Jahre als Priester in Bleiwäsche zum Segen der ganzen Bevölkerung gewirkt hatte. Besondere Verdienste erwarb er sich bei der Renovierung unseres Gotteshauses von innen und außen. Sein Nachfolger wurde ein Pater Josef Bunse, der 41 Jahre in Brasilien, in der Diaspora gewirkt hat: ein Glück und reiner Zufall für die Kirchengemeinde, denn sonst wäre Bleiwäsche wohl nie mehr besetzt worden. Die katholische Pfarrgemeinde ließ das Dach der Kirche mit Eternitschiefer neu eindecken, weil es schadhaft war. Die Arbeiten führte aus die Firma Klahholz aus Brilon für rund 50.000 DM, einschließlich der Gestellung des Gerüstes.

Schulisch ist nichts Erwähnenswertes zu berichten. Die Hauptschüler fahren seit dem Vorjahre nach Fürstenberg und Wünnenberg, und in Bleiwäsche sind nur noch die Jahrgänge 1 - 4 (Grundschule), insgesamt 74 Kinder, die von 2 Lehrkräften unterrichtet werden. Wie lange wohl noch?

Im Wald wurden in diesem Jahre nur 15 fm Holz eingeschlagen, die einen Erlös von ca. 1.000 DM erbrachten.

An Bruchzins erhielten wir aus dem gemeinschaftlichen Steinbruch von der Pächterin, der Firma Josef Eley 56.260,17 DM.

Zum Preise von rund 60.000 DM (davon 80% Beihilfe) schaffte die Gemeinde einen neuen Feuerwehrwagen LF 8 an, sodaß die Ausrüstung der Feuerwehr neben dem vor 2 Jahren gebauten modernen Gerätehaus gut ist.

Im Haushaltsplan betrugen die Einnahmen DM 430.950, die Ausgaben DM 446.740, sodaß ein Fehlbetrag entstand der sich leider nicht vermieden ließ, da der Haushaltsplan nur die dringend notwendigen Ausgaben vorsah.

Beim Wettbewerb das schöne und saubere Dorf ist Bleiwäsche sehr abgefallen, da andere Orte weit mehr getan haben. In unserem Dorf fehlt einfach die Bürgerinitiative. Wir kamen zum 1 Male gar nicht in die Bewertung und erhielten auch erstmals keine Prämie.

Auch der Fremdenverkehrsverein meldete erstmals seit langem an Übernachtungen einen leichten Rückgang.

Bei der Viehzählung am 3. Dezember wurden gezählt: 806 Stück Rindvieh, davon 289 Milchkühe; 1356 Schweine, davon 103 Sauen; 928 Hühner, 7 Enten, 5 Truthühner und nur noch 4 Pferde, sowie 7 Schafe und 3 Ziegen.

Der Pfarrer verzeichnete 16 Geburten, 10 Sterbefälle und 4 Trauungen.

Volkszählung
Bei der Volkszählung am 27. Mai wurden erfaßt: 801 Einwohner ( 386 männlich und 415 weiblich), davon bis 6 Jahre 87; von 6-15 Jahre 149; von 15-18 Jahren 31; von 18-21 Jahre 29; von 21-45 Jahre 261; von 45 bis 60 Jahre 103; 60-65 Jahre 53; von 65-75 Jahre 56; und über 75 Jahre 32 Personen. Ledige wohnen im Ort 367; verheiratete 365; Verwitwete 68 und 1 Geschiedener; (19 Personen in Bleiwäsche gehören anderswo zur Wohnbevölkerung).
Erwerbstätig sind in der Landwirtschaft 54, im produzierenden Gewerbe 148, Handel und Verkehr 16, in sonstigen wirtschaftlichen Bereichen 35. Das sind insgesamt 253 Erwerbstätige. Rentner und Pensionäre wohnen bei uns 112.
Von der Bevölkerung sind 756 röm. - katholisch, 40 evangelisch und 5 andersgläubig. Von der Wohnbevölkerung haben 499 die Volksschule als Abschluss, 24 die mittlere Reife oder das Abitur, 18 eine Fach – oder Berufsfachschule und 4 Personen eine Hochschule besucht. Zur Zeit besuchen 115 Schüler die Volksschule, 32 eine Realschule, 6 ein Gymnasium, 2 eine Berufsfachschule und 2 eine Hochschule.

Von der Wohnbevölkerung sind 37 Selbständige, 12 mithelfende Familienangehörige, 48 Beamte und Angestellte (einschließlich Lehrlinge) und 169 Arbeiter. Bei der Zählung waren 197 Haushalte vorhanden, 20 Einpersonenhaushalte, 29 mit 2 Personen, 27 mit 3, 38 mit 4 und 83 mit 5 und mehr Personen, das ergibt eine durchschnittliche Haushaltsgröße von 4,2 Personen.


1971

Aus dem Gemeindeleben

Zum Wetter und zur Ernte
Das neue Jahr begann mit Schneefall und heftiger Kälte. Mitte Januar setzte dann plötzliches Tauwetter ein und der Schnee schmolz dahin. Die zweite Monatshälfte und den ganzen Februar über herrschte mildes Wetter. Erst um die Monatswende Februar, März hielt der Winter wieder einen Einzug mit Schneetreiben und es war so, als wollte er alles bislang Versäumte nachholen. Unsere älteren Dorfbewohner sagten, es wäre in diesem Jahre der wärmste und mildeste Februar, aber der kälteste März den sie je erlebt hätten. Erst gegen Ende des Monats wurde es wärmer und die schon kräftige Sonne besiegte endgültig den kurzen Winter.

So begann auch die Frühjahrsbestellung rechtzeitig und ging bei dem herrlichen Wetter zügig voran. Bereits bis zum 20. April waren Hafer, Kartoffeln und Rüben in der Erde. Es gab kaum noch Niederschläge in diesem Frühjahr, was sich – wie auch die geringe Schneeschmelze – auf den Grundwasserzustand sehr auswirkte. Ebenfalls im Sommer und Herbst blieb der ersehnte Regen aus und das Trinkwasser in unserer Gemeinde wurde knapp. In dieser Hinsicht konnte man das Jahr 1971 mit dem Trockenjahr 1959 vergleichen; nur in der zweiten Junihälfte, bei Beginn der Heuernte,  regnete es einige Tage, zum Verdruß der Bauern, unentwegt und es war eine ungewohnte, unnatürliche Kälte. Aber von Anfang Juli an brannte die Sonne wieder unerbittlich bis Mitte Oktober hernieder. Die Landwirte brachten das Heu und die gesamte Ernte selten so gut und trocken ein wie in diesem Jahre. Im Spätsommer und Herbst sah es für das Vieh draußen auf den Weiden böse aus, denn die anhaltende Dürre ließ nichts nachwachsen. Die Tiere hätten buchstäblich hungern müssen, wenn nicht die Bauern ihren Sommerraps abernteten und in die Weiden fuhren. Bis Mitte Oktober hielt das schöne Wetter mit seinen sommerlichen Temperaturen an, während der sehnsüchtig erwartete Regen ausblieb. Nach diesen goldenen Oktobertagen zog dann am 14. des Monats ganz unerwartet der Winter ein, mit Schnee und noch ungewohnter Kälte! Innerhalb einer Nacht fiel die Temperatur um 14 Grad auf minus 2° Celsius. In den folgenden Tagen setzte klirrender Frost und eisige Kälte ein.

Ausgerechnet an diesem Tage, wo der erste Niederschlag (Schnee) fiel, begannen die britischen Truppen ein großes Herbstmanöver mit Panzern und schweren Kettenfahrzeugen in der gesamten Bleiwäscher Feldflur. Auf den Wiesen und Feldern entstand großer Schaden; die Länder sahen wie verwüstet aus durch die tiefen Spuren und unsere Landwirte waren sehr verärgert, weil nach der großen Trockenheit nun noch dieser Schaden hinzukam. Zum Glück wurde das Manöver abgebrochen, weil ein Befahren der Felder infolge des Schnees, der in Regen überging, nicht mehr möglich und zu verantworten war. Der angerichtete Schaden war derart groß, daß eigens ein landwirtschaftlicher Sachverständiger des Finanzamtes Paderborn eingesetzt wurde.

Zu den Festen:
Der Heimatschutzverein richtete neben einer gelungenen Karnevalsveranstaltung zu Fastnacht, ein Maifest am 1. Mai aus. Das Schützenfest feierte man wieder am letzten Sonntag im Juli. König wurde Hermann Scholand (Birkenfels), der Marlies Siebers zu seiner Königin wählte. Zum Erntedankfest bescherte der Verein wieder unsere Kinder, wofür er DM 400 zur Verfügung stellte.

Der Sportverein feierte am 6. Juni ein Pokalfest, wo gleichzeitig der neue Sportplatz feierlich eingeweiht und seiner endgültigen Bestimmung übergeben wurde. Noch rechtzeitig fertig zum Fest wurde der vom Sportverein in Eigenleistung um das Spielfeld errichtete Zaum aus feuerverzinktem Rohr, das mit Kunststoff überzogen ist. Das Material kaufte die Gemeinde für rund 3.000 DM.

Nachdem die Westseite der neuen Gemeindehalle mit einer Fassade aus Kunststoff versehen wurde, verkleidete die Gemeinde in 1971 die beiden Giebelseiten ebenfalls mit demselben Material zu einem Quadratmeterpreis von DM 34. Da die alten Tische und Bänke in der Halle schlecht waren, schaffte die Gemeinde 100 neue Stühle und 9 Tische mit 6 Einsteckplatten an, die die Firma Spahn aus Büren zu einem Preise von DM 6.360 lieferte. Der Heimatschutzverein steuerte hierzu 4.500 DM bei.

Zum Hoch- und Straßenbau:
Heinrich Lange auf eigenem Grund und Boden, sowie Georg Tacken, Siegfried Menne und Annegret Mackenberg errichteten im Bebauungsplan Schwelge ihre Wohnhäuser im Rohbau. Endlich begann das Landesstraßenbauamt in diesem Jahre mit dem Ausbau unserer Hauptstraße. Die Gemeinde, die die Gehwege erstellen muß, schrieb diese gleichzeitig mit aus und vergab sie an die einheimische Firma Eley als den billigsten Anbieter für rund 100.000 DM. Gegenüber dem Kriegerehrenmal baute die Gemeinde einen Parkplatz für die Kirchenbesucher aus. Um die angrenzenden gemeindlichen Gärten ließ sie einen neuen Zaun erstellen und längs des Weges beim Hause Franz Pieper einen Grünstreifen anlegen.

Aus dem Gemeindeleben:
Das ehemalige Gliedervermögen wurde von der Firma Knies aus Verlar in 1971 für rund 35.000 DM drainiert (davon 50% Beihilfe) und daraufhin dem Wasser- und Bodenverband in Bleiwäsche angeschlossen.

Nachdem die Gemeinde an bisherigen Baukosten für die Kanalisation bereits über 330.000 DM (davon 50% Beihilfe) ausgegeben hatte, verlegte sie in diesem Jahre den Schmutz- und Regenwasserkanal in der Glashüttenstraße (von der Hauptstraße bis zur Pension Granitza). Den Zuschlag hierfür erhielt die Firma Steinkemper aus Brenken als der billigste Anbieter für rund 104.000 DM. Um in den Besitz der Beihilfe zu gelangen und um weitere Straßenabschnitte zu kanalisieren, war der Erlaß einer Kanal- und Gebührensatzung unumgänglich. In mehreren Sitzungen beriet der Gemeinderat hierüber und setzte als einmaligen Anschlußbeitrag fest: 400 DM für den Anschluß an den Regenwasserkanal, 800 DM für den Anschluß an den Schmutzwasserkanal. Die laufende Benutzungsgebühr wurde auf 0,60 DM ab dem 01.01.1972 je Kubikmeter Frischwasser festgelegt, wobei für Großviehhalter gewisse Abschläge gemacht werden.

In der Hauptstraße verlegten die Gemeinde vom Hause Siebers bis zur Gaststätte Balkenhol eine Wasserleitung aus Gußrohren von 150 mm Durchmesser zum Preise von 25.800 DM. Im Tiefbrunnen wurde eine neue Pumpe angeschafft, die 3.500 DM kostete.

Die Wasserversorgung war in diesem Trockenjahr wieder ein Sorgenkind des Gemeinderates. Nur unter Hinzuziehung des alten Wasserwerkes am Brunnen (was das Gesundheitsamt bei starker Chlorung genehmigt hatte) war die Versorgung mit Trinkwasser einigermaßen gesichert. Als jedoch Ende Oktober durch zwei Rohrbrüche enorme Wasserverluste eintraten, sah sich die Gemeindevertretung gezwungen, am 5. November in der Gemeindehalle eine Bürgerversammlung einzuberufen, wo strenge Sparmaßnahmen angeordnet und getroffen wurden. Zwei Nächte hindurch wurde mit dem Tankwagen der Amtsfeuerwehr Wasser von der Nachbargemeinde Madfeld in unseren Hochbehälter gefahren, um ihn wieder auf den Stand vor den Rohrbrüchen zu bringen. Ohne diesen Ausweg als Retter in der Not wäre die Wasserversorgung in unserem Dorfe nicht mehr gesichert gewesen.

Schulisch ist nichts Neues zu berichten. Die Kinder fahren wöchentlich einmal mit einem Bus, der von der Gemeinde bezahlt wird, zum Freibad nach Wünnenberg. An der Westseite der Volksschule, sowie in der Lehrerinnenwohnung wurden von der einheimischen Firma Sprenger neue Fenster mit Thermopaneglas für fast 3.000 DM angebracht.

Die beiden neuen Straßen im Baugebiet Schwelge erhielten die Namen „Am Hessenbusch“ und „Zur Schwelge ".

An Bruchzins zahlte die Firma Eley für das von ihr entnommene Steinmaterial aus dem Gemeindesteinbruch DM 76.547,05.

Im Gemeindewald wurden nur notwendige Durchforstungsarbeiten ausgeführt.

Die Einnahmen im ordentlichen Haushaltsplan der Gemeinde betrugen in 1971 DM 611.150, die Ausgaben DM 634.110, wodurch ein Fehlbetrag von ca. 23.000 DM entstand. Ein außerordentlicher Plan bestand nicht.
Die Gemeinde führte wieder einen Blumenschmuckwettbewerb durch und beteiligte sich auch am Kreiswettbewerb das schöne und saubere Dorf; Bleiwäsche kam jedoch wie im Vorjahre nicht mehr in die Bewertung.
Die Übernachtungszahlen beim Fremdenverkehrsverein stiegen gegenüber dem Vorjahre leicht an.

Die Viehzählung am 3. Dezember brachte folgendes Ergebnis: 58 Rindviehhalter mit 777 Stück Rindvieh; davon 49 Milchkuhhalter mit 247 Milchkühen. 101 Schweinehalter mit insgesamt 1278 Schweinen; davon 32 Sauenhalter mit 109 Sauen. 62 Hühnerhalter mit 950 Hühnern. Nur noch 3 Pferde sind in Bleiwäsche; sowie 17 Schafe, 3 Ziegen, 5 Enten und 1 Gans.

Die Eheleute Anton Mackenberg, Bruchstraße, konnten am 14. November ihr goldenes Ehejubiläum feiern, wozu Kreis, Amt und Gemeinde gratulierten und mit Geschenken aufwarteten.
Der Pfarrer zählte 10 Geburten, 7 Trauungen und 9 Sterbefälle.


1972

Aus dem Gemeindeleben

Zum Wetter und zur Ernte
Das neue Jahr hielt seinen Einzug ohne Schnee, aber mit eisigem Frost und heftiger Kälte, die jedoch nicht lange anhielt. Ab Mitte Januar war das Wetter sehr milde, ebenfalls den ganzen Monat Februar über. Es fiel kein Niederschlag, weder Schnee noch Regen. Unsere älteren Dorfbewohner sprachen von dem grünsten Januar und Februar, den sie je gekannt hätten. Anfang März brachten die Bauern bei sommerlichen Temperaturen den Hafer in die Erde. Am 10. März kam dann ein plötzlicher Kälteeinbruch mit Schneefall, der jedoch nur 2 Tage liegenblieb. Danach herrschte wiederum schönes Wetter und arge Trockenheit, was bis Ende des Monats anhielt. Dann regnete es unentwegt während des ganzen Frühjahrs bis zur Heuernte. Mit Mühe gelangten die Kartoffeln und die Rüben in die Erde. Während der Heuernte war gutes Wetter, dagegen nieselte es zur Zeit der Getreideernte andauernd und das Korn mußte getrocknet werden. Die Erträge waren nicht so gut wie im Vorjahre. Der Herbst war wiederum trocken; die Aussaat erfolgte bei schönstem Wetter. Infolge der Trockenheit ging das Korn schlecht auf. Die Kartoffeln und Runkeln kamen selten so trocken und sauber in die Kelle wie in diesem Jahre. Bis zum Jahresende fielen keine nennenswerten Niederschläge mehr, was sich auf den Grundwasserspiegel und für unser Wasserwerk nachteilig auswirkte.

Zu den Festen:
Der Heimatschutzverein, der inzwischen eine Mitgliederzahl von 230 erreicht hat, richtete wieder eine Karnevalsveranstaltung und das Maifest aus. Sein Schützenfest feierte es am letzten Julisonntag, wo Heinz-Josef Bürger den Vogel abschoss und Angelika Feldmann seine Königin wurde. Mit dem Erntedankfest im Oktober verband der Verein wieder das Kinderschützenfest, dem er DM 500 zur Verfügung stellte.
In der Festhalle ließ die Gemeinde umfangreiche Arbeiten durchführen, sozusagen den letzten Schliff anlegen. Wegen unzureichender Akustik wurde die eigentliche Festhalle rundherum mit Akustikplatten versehen, was außer der Wirkung auch sehr schön aussieht. Die Arbeiten wurden für rund DM 6.000 von der einheimischen Firma Sprenger ausgeführt. Der Haupteingang und die Fensterseite der Halle wurden mit Klinkern versehen; die Wand zum Speisesaal erhielt einen Dekorputz, die restlichen Wände einen einfachen Glattputz. All diese Arbeiten wurden von der einheimischen Firma Lange ausgeführt für rund 15.000 DM.

Die Arbeiten für den gesamten Innenanstrich einschließlich der Betonfenster führte die ortsansässige Firma Heinrichs aus, für ca. 10.000 DM.

Zum Hoch- und Straßenbau:
Nachdem der Bebauungsplan 2 an der Glashüttenstraße genehmigt worden war, ließ die Gemeinde ein Teilstück mit den entsprechenden Versorgungsleitungen versehen und verkaufte Bauplätze an Josef Ellebracht, Franz Wirsig, Bernhard Hengsbach und Edgar Strüngmann aus Mühlheim/Ruhr, die ihre Wohnhäuser bis zum Jahresende im Rohbau erstellten.

Endlich konnten die Arbeiten an der Hauptstraße mit Gehwegen und Grünanlagen fertiggestellt werden, bis auf ein Reststück bei der Schmiede Schütte-Schumacher. Der Ausbau bedeutete nicht nur für den Verkehr, sondern für unseren ganzen Ort einen Gewinn.

Da die Wirtschaftswege in einem guten Zustand waren, wurden in diesem Jahre keine ausgebaut. Einige Dorfstraßen sollten Deckenüberzug erhalten, wurden aber wegen der bevorstehenden Kanalisationsarbeiten vorerst zurückgestellt.

Die Leichenhalle und das Treppenhaus der Schule erhielten einen neuen Anstrich; die Arbeiten führte aus Bernhard Arens für 3.500 DM.

Im Feuerwehrgerätehaus der Gemeinde wurde für den dort wohnenden Brandmeister ein Telefon angelegt, um ihn im Brandfalle an der Strippe zu haben.

Aus dem Gemeindeleben:
In diesem Jahre feierte Herr Adolf Sendzik seinen 94. und Frau Mathilde Schulte ihren 90. Geburtstag, die beide vom Kreis, Amt und der Gemeinde geehrt wurden. Der aus Bleiwäsche gebürtige Pastor Wittler feierte am 20. August sein 50-jähriges Priesterjubiläum und erhielt von der Gemeinde ein sehr schönes Bild von seinem Heimatort Bleiwäsche, das eigens angefertigt wurde. Leider verstarb der Jubilar schon im Oktober nach kurzer Krankheit in Paderborn. Unser Pater Bunse beging am 10. Dezember sein 40-jähriges Priesterjubiläum und wurde ebenfalls von der Gemeinde gratuliert und geehrt.

Erstmalig wurde in diesem Jahre ein Altennachmittag in der Gemeindehalle von unserer Jugendgruppe veranstaltet, worüber sich die Älteren sehr freuten; die Gemeinde stiftete DM 200 zu diesem Zweck.
Für den verstorbenen Ortsheimatpfleger Anton Hengsbach wählte die Gemeindevertretung den Ortsdiener Wilhelm Finger.

Die Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein – Westfalen verkaufte im Auftrage des Bauern Johannes Wittler, dessen ganzes Vermögen an hiesige Landwirte. Wittler kaufte von der Gesellschaft einen Aussiedlerhof im Nachbarort Nehden und verbesserte sich dadurch wesentlich.

Ein Grundstück in Größe von 0,68 ha an der Knippe kaufte unsere Gemeinde für rund 19.000 DM, wegen der Nähe des gemeindlichen Steinbruchs.

Die Firma Josef Eley errichtete im Gemeindesteinbruch eine neue größere Brecheranlage, um für weitere Bauaufträge gerüstet zu sein. Da der alte Bruch langsam zur Neige ging in der Steinausbeute, kaufte die Gemeinde von der Witwe Tacken das angrenzende Grundstück in einer Größe von 1,02 ha für rund 64.000 DM und gab ihr als Ausgleich die ehemalige Müllkippe, eine Wiese von 0,74 ha Größe.

Der von Eley zu zahlende Bruchzins an die Gemeinde blieb hinter den Erwartungen zurück in diesem Jahre und erbrachte nur DM 53.468.

Wegen der schlechten Wasserversorgungslage seit mehren Jahren schloß sich unsere Gemeinde dem Wasserzweckverband „weiße Frau“ beim Amt Thülen im Kreise Brilon an und wurde dort Mitglied. Diesem Verband gehören die Gemeinden Madfeld, Rösenbeck, Thülen, Nehden und Radlinghausen bereits an. Die Gemeinde erhoffte, das nach Verlegen einer neuen Versorgungsleitung bis Radlinghausen, die Wassersorgen für den Ort Bleiwäsche endgültig behoben sein werden.
Im Gemeindewald wurden nur Durchforstungsarbeiten ausgeführt.

An der Fürstenbergstraße wurden ca. 2 ha ehemaliges Gliedervermögen aufgeforstet, da es sich für landwirtschaftliche Zwecke nicht mehr eignete.

Die Einnahmen im ordentlichen Haushaltsplan betrugen DM 902.720, die Ausgaben DM 971.262, wodurch ein Fehlbetrag von DM 68.542 entstand. Die Einnahmen und Ausgaben im außerordentlichen Haushaltsplan der Gemeinde betrugen in diesem Jahre DM 1.015.480.

Der Fremdenverkehr erreichte dieselben Übernachtungszahlen wie im Vorjahr. Zum 11. Male beteiligte sich die Gemeinde am Wettbewerb das saubere und schöne Dorf, wo sie sich wieder platzierten. Auch einen Blumenschmuckwettbewerb führte sie wiederum durch und schüttete DM 500 für diesen Zweck aus.

Die Viehzählung am 3. Dezember brachte folgendes Ergebnis: 54 Rindviehhalter mit 752 Tieren, davon 47 Milchkuhhalter mit 245 Milchkühen. 98 Schweinehalter mit insgesamt 1420 Schweinen, davon 32 Sauenhalter mit 120 Zuchtsauen. Erstmalig wurden 4 Zuchteber gezählt. 56 Hühnerhalter hielten 22 Hähne und 677 Hühner. Ferner zählte man nur noch 3 Pferde, 5 Ziegen, 12 Schafe, 14 Enten und 2 Gänse. Man sieht hieran, daß immer mehr Halter ihren Viehbestand aufgeben.

Vom Pfarrer wurden 5 Hochzeiten, 10 Geburten und 4 Sterbefälle gemeldet.


1973

Aus dem Gemeindeleben

Zum Wetter und zur Ernte:
Das neue Jahr begann ohne Schnee, aber mit eisiger, trockener Kälte, die jedoch nicht sehr lange anhielt; danach wechselten Schnee und Regen einander ab. Der Januar und Februar waren zwar milde, dafür aber recht ungesunde Wintermonate. Von einem richtigen Winter konnte man eigentlich nicht sprechen.
Am 2. April fegte über Nord- und Westdeutschland ein orkanartiger Sturm, der auch in unserem Ort erheblichen Schaden anrichtete; viele Dächer wurden zum Teil abgedeckt und Bäume wie Streichhölzer umgeknickt. Solch ein Sturm wiederholte sich am 25. November und am 27. Dezember nochmals und versetzte die Mensch in Angst und Schrecken. An den 3 Sturmtagen wurden im Gemeindewald ca. 300 fm Fichten entwurzelt.
In der 2. Aprilhälfte erfolgte die Aussaat des Sommergetreides wie auch die Ausbringung der Rüben und Kartoffeln in die Erde. Während des Frühjahrs gab es nur wenige Niederschläge, was sich wiederum nachteilig auf den Grundwasserspiegel auswirkte. Wenn während der Sommermonate nicht ein Gewitter ab und zu Regen gebracht hätte, wäre es für Vieh, Felder und Weiden schlecht bestellt gewesen. Wenn schon der Chronist das Jahr 1972 als ein Trockenjahr bezeichnet hat, so kann man von diesem Jahre mit Recht sagen: es war ein Dürre- und ein Sturmjahr. Der Regen blieb aus und die Stürme und Winde entrissen dem Boden die letzte Feuchtigkeit. Menschen, Tiere und die Erde lechzten förmlich nach Wasser, während die Sonne den ganzen langen Sommer und Herbst über unbarmherzig niederbrannte, abgesehen von einigen Gewittern.
Das Heu und Getreide kamen selten so trocken und schön unter Dach und Fach wie dieses Jahr. Von wenigen Ausnahmen abgesehen brauchte das Korn gar nicht künstlich getrocknet zu werden. Wenn ein Bauer mit seinem Schlepper und landwirtschaftlichen Geräten die Felder befuhr und bearbeitete, so sah man nur Staubwolken: so trocken und ausgemergelt war der Boden. Das hielt an bis zum späten Herbst. Als die letzte Winteraussaat erfolgte, setzte plötzlich eine unnatürliche Kälte mit Schnee- und Regenschauern ein. Das Vieh mußte aufgestallt werden. Was im ganzen Jahre ausgeblieben war, gaben die Wolken jetzt, als wollten sie alles Versäumte nachholen. Jeder glaubte an einen strengen und frühen Winter und richtete sich darauf ein. Jedoch kam es anders: die Kälte ließ nach und auch die Schnee- und Regenschauer hörten auf. Den ganzen Dezember über blieb das Wetter relativ milde und es gab grüne Weihnachten.

Die wenigen Niederschläge blieben nicht ohne Auswirkungen auf die Versorgung mit Trinkwasser; im frühen Sommer mußte der Gemeinderat den Wassernotstand ausrufen. Die Bevölkerung durfte nur noch das allernotwendigste Wasser aus der Leitung entnehmen. Allabendlich fuhren unsere Bauern mit Treckern und Tonnen etwa 4 km an die Gemarkungsgrenze Alme, wo Nette und Lühlingsbach zusammenfließen, um sich von unserer Feuerwehr ihre Tonnen vollpumpen zu lassen.  Nur dieser Maßnahme war es zu danken, daß die Leitungen im Dorf nicht trocken wurden.
Endlich am 22. August war es dann soweit, daß täglich 50 cbm Wasser durch die neu verlegte Leitung aus Richtung Radlinghausen, Loh, zu uns in den Hochbehälter flossen, nachdem wir Mitglied im Verbandswasserwerk „weiße Frau“ im Vorjahre geworden waren. Unsere Bevölkerung atmete auf und manchem fiel ein Stein vom Herzen, es bleibt nun zu hoffen, daß der Ort Bleiwäsche zukünftig keine Wassersorgen mehr kennt. Welche Kosten, sprich: Wassergebühren, der Bürger jedoch demnächst zu leisten hat, ist noch nicht bekannt; sicherlich sind sie nicht unerheblich.
Am 26. April fand in unserem Bereich eine Bereisung der Kommission zur Gebietsreform statt; am 7. Mai war der diesbezügliche Anhörungstermin in der Paderhalle zu Paderborn. Voraussichtlich wird Bleiwäsche mit den Gemeinden Fürstenberg, Leiberg und Wünnenberg aus dem Amt Wünnenberg sowie den Gemeinden Elisenhof, Haaren und Helmern aus dem Amt Atteln zu einer Großgemeinde zusammengeschlossen und verliert somit seine Selbständigkeit zum 31. Dezember 1974. Diese Gebietsreform geschieht sicherlich nicht zum Vorteil unseres rein ländlichen Raumes, was man auch mit Sicherheit schon jetzt von der 1969 eingeleiteten Schulreform sagen kann. In vielen, vielen Sitzungen hat sich unsere Gemeindevertretung mit diesen Fragen befassen müssen und immer wieder betont, daß der Zusammenschluss für Bleiwäsche mehr Nachteile als Vorteile bringen wird. Wir kleinen Gemeinden werden aber durch Gesetz hierzu gezwungen und erst die Zukunft wird es lehren, ob die Zusammenschlüsse zu einer Großgemeinde richtig waren.
Wie in jedem Jahre wurden die Karnevalstage sowie das Maifest vom Heimatschutzverein veranstaltet; Schützenfest wie üblich am letzten Julisonntag, wo Herbert Brackhaus , unter der Hütte Nr. 4, die Königswürde errang und seine Ehefrau Theresia geb. Mackenberg zur Königin erwählte.
Eine Hälfte der Festhalle richtete die Gemeinde mit neuen Tische und Stühlen ein, weil die alten Tische und Bänke nach 27 Jahren brüchig waren und ausrangiert werden mußten. Wegen der restlichen konnte der Gemeinderat leider keine Einigkeit erzielen; daher kam es zu einer Volksbefragung in Bleiwäsche, ob wieder Bänke mit Tischen oder Stühle mit Tischen angeschafft werden sollten. 103 Haushalte stimmten für Bänke, 43 für Stühle und 24 enthielten sich der Stimme. Danach beschloss der Gemeinderat, die andere Hälfte der Volkshalle mit Bänken, statt Stühlen auszustatten, was hoffentlich 1974 vor der Neugliederung noch erfolgen wird. Die Holzfenster erhielten einen neuen Anstrich.

In diesem Jahre erfolgte der Ausbau der Glashüttenstraße mit einem Gehweg aus Plattenbelag und einer modernen Straßenbeleuchtung, (Pilzlampen). Die Kosten betrugen rund 50.000 DM.
Das Landestraßenbauamt konnte auch in diesem Jahre den Ausbau der Hauptstraße noch nicht beenden, weil die Schmiede der Fa. Schumacher – Schütte dies behinderte.
Im kleinen Heck erhielt ein Wirtschaftsweg einen neuen Teerüberzug und auch unsere Brunnenstraße einen neuen Teppich. Beide Maßnahmen führte die hiesige Straßenbaufirma Eley aus.
Um die Verkehrssicherheit auf der Kreuzung Nettsträter zu verbessern, wurde dort ein Verkehrsspiegel angebracht.
Inmitten des Dorfes wurde endlich der Platz neu gestaltet; unter der Leitung des Kreisgartenbauamtes säte die Firma Becker aus Etteln die gesamte Fläche mit Zierrasen ein, verlegte die Platten und führte die Anpflanzungen durch. Der Kinderspielplatz wurde mit Geräten von der einheimischen Firma Sprenger ausgerüstet. Die Gesamtkosten beliefen sich auf ca. 20.000 DM, wozu ein Kreiszuschuß von DM 5.000 gegeben wurde.
Auf dem Friedhof und an der Madfelder Straße wurden die alten Steinkreuze entfernt, und durch neue, schöne Holzkreuze mit Korpus ersetzt, die von einem ehemaligen Bleiwäscher Bürger Lauterbach geschnitzt wurden.
Noch rechtzeitig vor der Wasserknappheit konnte das baufällige alte Wasserhaus am Brunnen abgerissen und von Grund auf neu gemauert werden. Die Arbeiten wurden von der hiesigen Firma Lange für rund 6.000 DM fertiggestellt. Da das Wasser für menschlichen Gebrauch verworfen wurde, dient es zur Zeit nur der Versorgung der Tiere. Im Tiefbrunnen mußte die Gemeinde noch eine Ersatzpumpe für 3.500 DM anschaffen.
Nachdem immer mehr gemeindliche Rasenflächen entstanden waren, reichte der kleine Rasenmäher nicht mehr aus. Durch die Firma Kleine, Salzkotten, wurde ein stärkerer 20 PS Motorrasenmäher für 11.500 DM geliefert; den alten Mäher kaufte die hiesige Firma Eley für 3.500 DM.
Im Bebauungsplan 2 – Glashüttenstraße – verkaufte die Gemeinde 12 Bauplätze an Einheimische und Fremde, von denen die meisten 1974 und 1975 bauen werden. Der Quadratmeterpreis betrug 4 DM, hinzu kommen die Erschließungskosten. Josef Ellebracht von hier und Edgar Strüngmann aus Mühlheim/Ruhr konnten im Herbst ihre Häuser fertigstellen und beziehen.
Das inmitten des Dorfes gelegene Sägewerk mit Schreinereibetrieb Sprenger kaufte von der Gemeinde ein mit dem Landwirt Becker getauschtes Grundstück im Heck, um dorthin auszusiedeln. Mit dem Rohbau wurde bereits begonnen und so wird in 2 bis 3 Jahren dieser im Ortskern störende Betrieb mit Hilfe der Gemeinde verschwunden sein.

Im Frühsommer stürzte an einem Wirtschaftsweg nahe des Hauses Eley das Erdreich ein und es entstand ein riesiges Loch. Freigelegt wurde ein ehemaliger Stollen, der aus dem vorigen Jahrhundert von der Firma Stollberger Zink AG stammt, die in Bleiwäsche nach Blei und Spat geschürft hat. Vom Bergamt in Hamm wurde ermittelt daß das Land Nordrhein – Westfalen Nachfolger dieser Gesellschaft ist und somit auch für den Schaden aufkommen muß. Eine Spezial-Firma aus Castrop – Rauxel verfüllte den Bergschaden mit Beton der Gloria-Werke aus Büren.
Die Schule erhielt einen neuen Heizungskessel für DM 2.000, da der alte seien Dienste getan hatte und unbrauchbar war. In einem Klassenzimmer wurde eine neue Neonbeleuchtung durch die Firma Hülshoff aus Alme installiert für 500 DM. Weiterhin schaffte die Gemeinde für die Kinder 2 Experimentiertische an.
24 Kinder von hier fahren allmorgendlich zum Kindergarten nach Madfeld, dem unsere Gemeinde einen Zuschuß von DM 2.000 spendete.
Erstmalig wurde unsere Gemeinde in diesem Jahre durch Gesetz zur Krankenhausumlage herangezogen.
Die Müllabfuhr, die bislang von der Firma Wiechers aus Haaren ausgeführt worden war, übertrug die Gemeindevertretung an eine Firma Stratmann aus Velmede im Sauerland, die den Müll mitnimmt, da die hiesige Müllkippe in absehbarer Zeit voll ist.
An Bruchzins zahlte die Firma Eley der Gemeinde für entnommenes Steinmaterial in diesem Jahre DM 70.558,41, wesentlich mehr als im Vorjahre.
Im Gemeindewald wurden nur 35 fm Holz eingeschlagen und verkauft. Mit dem Aufarbeiten der durch die orkanartigen Stürme entstandenen Windbrüche wurde bereits begonnen, aber die Hauptarbeit kommt im neuen Jahre 1974.
Der Haushaltsplan der Gemeinde überschritt erstmalig die Millionengrenze und schloß im Rechnungsjahr 1973 mit einem Sollfehlbetrag von DM 69.298,67 ab. Die Gesamteinnahmen betrugen 1.008.364.80 DM, die Gesamtausgaben 1.077.663,47 DM.
Der Fremdenverkehrsverein verbesserte seine Übernachtungszahlen gegenüber dem Vorjahre wiederum und trug ebenfalls wie die Gemeinde zur Verschönerung unseres Dorfbildes bei durch Anschaffung mehrerer Blumenkübel an den Straßen.
Zum 12. Male beteiligte sich unser Gemeinde am Wettbewerb das schöne und saubere Dorf und erreichte nach langer Zeit wieder einen beachtlichen Spitzenplatz an 6. Stelle, wofür wir vom Kreis DM 750 erhielten.
Unsere aktive Jugendgruppe richtete wiederum einen Altennachmittag aus, der viel Anklang und Freude bereitete.
Drei Jubilare ehrte und gratulierte die Gemeinde: Frau Therese Tacken zum 90., Frau Mathilde Schulte zum 91. und Herrn Sendzik zum 95. Geburtstage.
Der Pfarrer meldete in diesem Jahre 7 Hochzeiten, 9 Geburten und 9 Sterbefälle.
Die Viehzählung erbrachte folgenden Stand: 46 Kuhhalter, 53 Rindviehhalter mit insgesamt 757 Tieren. 34 Sauenhalter mit 138 Sauen und 94 Schweinehalter mit insgesamt 1414 Schweinen. 44 Hühnerhalter mit 543 Hühnern. 6 Pferde (davon 3 Ponys) gab es wieder, sowie 11 Enten, 17 Schafe und 5 Ziegen.


1974

Aus dem Gemeindeleben

Zum Wetter und zur Ernte:
Das Jahr begann mit regnerischem, unfreundlichem Wetter; auch in diesem Winter gab es wenig Schnee, dafür umso mehr Regen. Während der Wintermonate herrschte außer einigen eisigen Sturmtagen ein recht mildes, aber ungesundes Wetter; so mancher sehnte sich nach einem richtigen Winter.
Auch im März und April regnete es mehr als erwünscht; so konnten unsere Bauern erst in den letzten Apriltagen die Sommeraussaat verrichten. Anfang Mai kamen dann die Kartoffeln und die Rüben in die Erde. Danach schneite es und wurde für die Jahreszeit ungewöhnlich kalt, sodaß unsere Bauersleute das ausgetriebene Vieh wieder aufstallen mußten. Die Kälte hielt bis in die ersten Junitage an; danach gab es dann während des ganzen Sommers gutes Wetter und kaum noch Niederschläge. Die Landwirte konnten zufrieden sein, gewissermaßen ein Ausgleich für den regenreichen Winter und Frühling. Die Heu - und Kornernte kamen selten so gut und mühelos ins Haus wie in diesem Sommer. Während der 2. Septemberhälfte regnete es wieder ununterbrochen, sodaß die Winteraussaat erst kurz vor Allerheiligen möglich war.

Am 1. Mai feierte die Amtsfeuerwehr in Bleiwäsche ihr Feuerwehrfest, wohl das letzte auf Amtsebene.
Die Fastnachtstage, das Schützen- sowie das Erntedankfest wurden vom Heimatschutzverein veranstaltet. König wurde Manfred Planken aus der St.- Agatha-Straße,  der seine Ehefrau Irmtraud zur Königin wählte.
Die Ostseite der Gemeindehalle erhielt einen Schutzanstrich für ca. 5.000 DM, den der hiesige Anstreicher Heinrichs ausführte.
Um den Balkon errichtete die Fa. Hötger aus Wünnenberg ein Geländer für 2.250 DM, und in der Festhalle konnte die Gemeinde zum Jahresende 18 neue Tische mit Bänken von der einheimischen Firma Sprenger für 11.200 DM erstellen lassen, sodaß die Gemeindehalle nunmehr als „fix und fertig„ gilt, rechtzeitig noch vor der gemeindlichen Neugliederung.
Der in Gemeindebesitz befindliche Dreschschuppen, der seit Jahren zweckentfremdet war, wurde an den Bauern Bernhard Wiggen für 17.100 DM verkauft; einen Teil des Geldes legte die Gemeindevertretung für die Halle an.
An der Knippe und am Hohen Stein ließ der Gemeinderat durch die Firma Eley für rund 3.000 DM 2 kleine Wirtschaftswege mit Vorabsiebung bauen.

Im Bebauungsplan an der Glashüttenstraße konnten 7 Bauherren ein Wohnhaus errichten: Ferdinand Köther, Antonius Hötger, Reinhard Lauterbach, Bernhard Lauterbach, Johannes Mackenberg, Franz Nolde und Georg Schumacher, letzterer ein Fertighaus. Nolde und Schumacher zogen im Spätherbst in ihre Häuser ein.
In diesem Bebauungsplan ließ die Gemeinde durch die Firma Josef Eley von hier 300 m Wasserleitungsgraben, 400 m Baustraße herrichten, sowie 300 m Regen – und Schmutzwasserkanal verlegen zu einem Angebotspreis von 135.000 DM. Die Wasserleitung verlegte Bernhard Schütte für 7.200 DM.
Da unsere Kläranlage seit langer Zeit überlastet war, mußte die Gemeinde wohl oder übel eine neue größere auf dem dafür erworbenen Grundstück bauen. Auf die öffentliche Ausschreibung hatten 10 Firmen Angebote eingereicht; billigster Bieter war die Firma Josef Schumacher aus Büren, die für 282.000 DM den Zuschlag erhielt. Die Firma Schreiber aus Hannover wurde mit der Lieferung der einzubauenden Teile auf ihr Angebot vom 6. Mai für rund 200.000 DM beauftragt. Zu den voraussichtlichen Gesamtkosten der Kläranlage von 600.000 DM hat der Regierungspräsident in Detmold eine erhöhte Beihilfe von 80% = 480.000 DM bereitgestellt.
Am Feuerwehrgerätehaus verlegte die Firma Lange aus Bleiwäsche einen Plattenweg für 500 DM im Auftrage des Gemeinderates.
Im Gemeindewald wurden die im Vorjahre entstandenen Windfälle aufgearbeitet und für ca. 30.000 DM verkauft, eine gute Einnahme im letzten Jahr der selbständigen Gemeinde Bleiwäsche. Ab 1. Mai wurde die Mitbeförsterung unseres Waldes durch Herrn Kemmerling aus Niederntudorf ausgeführt, nachdem die staatliche Forstverwaltung den alten Vertrag gekündigt hatte.
Im Keller der Volksschule stellte die Gemeinde unserer sehr aktiven Jugendgruppe einen Raum für ihre Gruppenabende zur Verfügung, den sie sich auf eigene Kosten ausbauen mußte. Die katholische Jugend spielte zu Weihnachten nach langer Zeit in Bleiwäsche wieder Theater und richtete einen Altennachmittag aus. Für diesen Nachmittag und eine von den Jugendlichen zu erstellende Theaterbühne gab die Gemeinde einen Zuschuß von 500 DM.
Für einen Ausflug unserer älteren Gemeindemitglieder stellte die Vertretung einen Zuschuß von 200 DM zur Verfügung.
Durch Verfügung der Kreisverwaltung Büren vom 27.09. wurde unsere Müllkippe am Stollen gegen Jahresende geschlossen, sehr zum Bedauern aller unserer Bewohner.
Der letzte Haushaltsplan unserer Gemeinde lautete: Im Verwaltungshaushalt die Einnahmen 795.269,10 DM und die Ausgaben 1.242.908,34 DM.
Die Steuerhebesätze betrugen für die Grundsteuer A: 220 v. H., für die Grundsteuer B 180 v. H., und für die Gewerbesteuer 250 v. H..
Die Einnahmen aus dem Wassergeld betrugen in diesem Jahre 25.430,93 DM.
Der Fremdenverkehrsverein meldete 26.023 Übernachtungen, wesentlich mehr als im Vorjahre. An Bruchzins für das Steinmaterial aus dem gemeindlichen Steinbruch zalte die Firma Josef Eley an die Gemeinde DM 106.608,74; erstmals somit über 100.000 DM.

Bei unserem Pfarrer wurden 2 Hochzeiten, 6 Taufen und 8 Sterbefälle gemeldet.

Bei der Viehzählung am 3. Dezember wurden folgende Tiere gezählt: 42 Kuhhalter mit 244 Kühen und 50 Rindviehhalter (insgesamt) mit 749 Tieren (einschließlich der Kühe). 31 Sauenhalter hielten 129 Sauen und 76 Schweinehalter 1396 Schweine. Bei den 35 Hühnerhaltern wurden 561 Hühner gezählte.
7 Pferde gab es in diesem Jahre sowie noch 13 Enten, 12 Schafe und 5 Ziegen.


1975

Aus dem Gemeindeleben

Politisches:
Ab 1. Januar 1975 hörte unser Dorf als selbständige politische Gemeinde auf zu bestehen, da es im Zuge der kommunalen Neugliederung in die neue Stadt Wünnenberg überging, die auf Grund des Gesetzes zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Sauerland/Paderborn vom 05.11.1974 durch Zusammenschluß der früheren selbständigen Gemeinden Bleiwäsche, Elisenhof, Fürstenberg, Haaren, Helmern, Leiberg, Wünnenberg sowie Teile der Gemeinden Dalheim und Meerhof gebildet wurde. Für Bleiwäsche gab es nun keinen Bürgermeister und keinen Gemeinderat mehr; die neue Stadt Wünnenberg wurde vom 01.01. bis zur Kommunalwahl am 4. Mai – in der sogenannten Interregnumszeit – vom Beauftragten des Rates: Herrn Wächter aus Helmern und vom Beauftragten des Stadtdirektors: Herrn Bonefeld aus Fürstenberg „regiert„.- Ihnen zur Seite standen während dieser Zeit die sogenannten Beiräte; aus unserem Orte waren es Heinrich Becker, August Nacke jr. und Heinz Niehoff.
Auf Anordnung des Innenministers fanden am 4. Mai Kommunalwahlen statt. Unser Dorf Bleiwäsche war erstmals in 2 Wahlbezirke aufgeteilt, die neue Stadt Wünnenberg in 17 Bezirke. - 33 Stadtvertreter mußten gewählt werden, 17 direkt, 16 aus der Reserveliste. Im Stadtgebiet kandierten folgende Parteien: CDU, SPD, Zentrum, FDP und DKP. Die 3 letztgenannten erreichten nicht die 5%-Klausel und wurden deshalb nicht bei der Verteilung der Sitze aus der Reserveliste berücksichtigt.
Somit bestand der erste Rat der neuen Stadt Wünnenberg aus 27 Vertretern der CDU, sowie 6 Vertretern der SPD.
Im Wahlbezirk 1 unseres Ortes wurde Heinrich Becker und im Wahlbezirk 2 Bernhard Mester direkt in den Rat gewählt; Johannes Hülshoff und Heinz Niehoff  folgten aus der Reserveliste nach. Bleiwäsche stellte also 4 Vertreter in der neuen Stadt und konnte zufrieden sein.
Am 23. Mai trat die Vertretung zu ihrer 1. konstituierenden Sitzung zusammen und wählte zum 1. Bürgermeister der neuen Stadt: Fritz Dören aus Leiberg. Zum Ortsvorsteher für Bleiwäsche wurde Heinrich Becker von hier gewählt, der die Belange seiner Ortschaft gegenüber dem Rat wahrzunehmen hat, ein Siegel führt und Ehrenbeamter ist.
Heinrich Becker wurde auch als Kreistagsabgeordneter für die Orte Bleiwäsche, Leiberg und Wünnenberg in den neuen Kreis Paderborn gewählt, der aus den früheren Kreisen Büren und Paderborn gebildet worden war.

Am 16. September wählte die Stadtvertretung zu ihrem 1. Stadtdirektor Herrn Willi Bonefeld aus Fürstenberg für 12 Jahre.

Zum Wetter und zur Ernte:
Das Jahr begann recht milde und ohne Schnee. Die Monate Januar und Februar brachten kaum Niederschläge und waren viel zu warm. Das veranlaßte dann auch einige unserer Bauern bereits Anfang März mit der Haferaussaat zu beginnen.- Am 8. März zeigte dann aber der Wettergott, daß es noch zu früh war und ließ es tüchtig schneien und frieren. Dieses kalte Winterwetter hielt an bis Ende April: Schee, Frost und Regen wechselten einander ab.
So kamen die meisten Landwirte dann auch erst Anfang Mai zur Aussaat des Sommergetreides sowie der Kartoffeln und Rüben.
Das ganze Frühjahr über regnete es und war kalt.
Die Heuernte wurde im wahrsten Sinne des Wortes „von den Wiesen gestohlen“, so schlecht war die Witterung bis in den Juli hinein.
Dann wurde es übermäßig warm und die Sonne schien den ganzen Sommer und Herbst unbarmherzig nieder. Die Ernte kam selten so gut ins Haus wie in diesem Jahr. Es brauchte das Korn kaum künstlich getrocknet werden. Auch die Aussaat im Herbst erfolgte bei großer Trockenheit.
Gott sei Dank hatte unser Ort nun keine Wassersorgen mehr, weil wir vom Wasserwerk „Weiße Frau“ in Brilon ausreichend versorgt wurden.
Bis zum Jahresende fiel kein nennenswerter Niederschlag mehr.
Das diesjährige Maifest richtete der Sportverein aus und der Schützenverein wiederum die Feste zu Fastnacht, Schützenfest und Erntedankfest. König wurde: Heinz Niehoff und Königin seine Frau Maria, geb. Schäfer.
Erstmalig wurde in der Gemeindehalle für unsere Frauen ein Gymnastikkurs abgehalten und zwar von der Turnlehrerin Frau Ingrid Nacke.
In diesem Jahre wurde auch mit dem Bau der Aabachtalsperre begonnen, die im Stadtgebiet von Wünnenberg liegt und als Trinkwassertalsperre 1980 für rund 160.000.000 DM (einschließlich der Versorgungs- und Aufbereitungsanlagen) fertiggestellt sein soll.
Das Jahr 1975 wird wohl in die Geschichte eingehen, als Jahr einer allgemeinen Rezession. Trotzdem gab es in Bleiwäsche noch eine rege Bautätigkeit. Heinz Schumacher, Heinz Kaiser, Wilhelm Lausen, Dieter Koschorreck und von Klonzynski konnten ihre Wohnhäuser bis zum Rohbau vollenden.
Das Sägewerk und Schreinerei Sprenger schloß den inmitten des Dorfes liegenden und störenden Betrieb und zog ein in den modernen Neubau im Heck.
Modernisiert wurde auch die Hotel – Pension Egert, die ein Hallenschwimmbad, eine Sauna und ein Solarium errichtete, sowie in den restlichen Zimmern Dusche und WC einbauen ließ.

Um die neue Kläranlage mit Strom versorgen, ließ die Stadtvertretung vom Ortsausgang bis zur Kläranlage ein Kabel von der VEW für 125.000 DM verlegen. Bedingt durch die Höhenlage unseres Dorfes, erhielt die Kläranlage eine Überdachung aus Holz für ca. 25.000 DM, um das Einfrieren im Winter zu verhindern. Damit die Anlage im nächsten Jahre in Betrieb genommen werden kann, wurde eine Druckleitung von der Kleinkläranlage bis zur Kirche und eine Schmutzwasserleitung von der Kirche bis zum Kanal in der St. Agatha-Straße verlegt, um die Verbindung des südlichen Dorfteils mit der neuen Kläranlage herzustellen. Diese Arbeiten sowie der bauliche Teil der Pumpwerke wurden zum Angebotspreis von 326.000 DM an die Firma Gräbe aus Diemelstadt vergeben.
Im Walde ließ die Stadtvertretung etwa 100 fm Holz einschlagen, wofür ca. 10.000 DM erzielt wurden.
Ende Oktober verstarb unser ältester Einwohner im Alter von 96 Jahren: Herr Adolf Sendzik, Bleiwäsche, Gartenweg 1.
Der  Haushaltsplan der neuen Stadt Wünnenberg betrug im Jahre 1975: im Verwaltungshaushalt in Einnahmen und Ausgaben 8.325.120 DM, im Vermögenshaushalt in Einnahmen 6.691.100 DM und in Ausgaben 6.754.840 DM. Die Grundsteuern A und B wurden im Stadtgebiet einheitlich auf 200% sowie die Gewerbesteuer auf 275% festgesetzt; das ergibt eine Einnahme bei der Grundsteuer A von 164.302 DM, bei B von 131.152 DM und bei der Gewerbesteuer von 1.491.643 DM.
Der Schuldenstand der neuen Stadt beträgt am 31.12.: 8.953.399,51 DM, was eine pro Kopfverschuldung von DM 989,65 ergibt.
An Zinsen und Tilgung muß im Jahre 1975 über 1 Million DM aufgebracht werden.
An Bruchzins vereinnahmte die Stadt von der hiesigen Firma Eley in diesem Jahre 100.593,62 DM für das aus dem Bleiwäscher Bruch entnommene Steinmaterial.
Die Miete für die der Stadt gehörenden Festhallen setzte der Rat fest auf 100 DM für die eigentliche Halle und 50 DM für den Speisesaal.
Der Fremdenverkehrsverein konnte trotz Rezession seine Übernachtungszahlen leicht gegenüber dem Vorjahre verbessern.
Am diesjährigen Blumenschmuckwettbewerb beteiligten sich 93 Bürger unseres Ortes, wofür die Stadtvertretung rund 450 DM zur Verfügung stellte.
Die katholische Jugendgruppe in unserem Orte bereitete den Alten wiederum einen schönen Altennachmittag in der Gemeindehalle auf ihre eigene Kosten, da die Stadt wegen leerer Kassen keinen Zuschuß bereitstellen konnte. Zu Weihnachten spielte die Gruppe wieder in der Gemeindehalle ein Theaterstück: Der Meisterlügner, das von Einheimischen wie Auswärtigen sehr gut besucht war.

Unser Pater Josef Bunse zählte in diesem Jahre in Bleiwäsche 9 Taufen, keine Hochzeit (noch nie dagewesen) und 11 Sterbefälle.

Nachtrag: Die Viehzählung am 03.12.1975 ergab: 39 Kuhhalter mit 247 Milchkühen, 49 Rindviehhalter mit 758 Tieren (incl. Milchkühe), 36 Sauenhalter mit 158 Sauen, 71 Schweinehalter mit 1252 Schweinen (incl. Sauen), 32 Hühnerhalter mit 510 Hühnern, 3 Pferdehalter mit 4 Tieren und 2 Schafhalter mit 16 Tieren.

1976

Aus dem Gemeindeleben

Zum Wetter und zur Ernte:
Auch dieses Jahr begann ohne Schnee: Regen und Stürme brachte uns der Januar, die im Gemeindewald erhebliche Sturmschäden anrichteten. Ende des Monats gab es Frostwetter und eine bittere Kälte setzte ein, die bis in die letzten Februartage anhielt. Auch im März herrschten trockene Kälte und viel zu starker Frost vor; in der zweiten Monatshälfte fiel endlich der erste Schnee dieses Winters. In den ersten Märztagen konnten die Bauern bei trockenem Wetter die Haferaussaat tätigen; dagegen kamen Rüben und Kartoffeln wegen des verspäteten Winters erst um den 15. April in die Erde. Danach schneite es in der zweiten Aprilhälfte unentwegt und die Temperaturen sanken auf minus 4° C, was zur Folge hatte, daß draußen in der Natur so manches verfror und nichts wachsen konnte. Der um diese Jahreszeit stattfindende Viehaustrieb begann daher erst um den 10. Mai sehr zögernd, weil kaum Futter vorhanden war. Statt dem dringend erforderlichen Regen setzte gegen Mitte Mai eine unerträgliche Hitze ein; Wärmegewitter gegen Ende des Monats brachten einige Niederschläge. Eine Tropenhitze herrschte und es wuchs wenig.
In den hiesigen Fischteichen starben wegen der anhaltenden Hitze aus Sauerstoffmangel sogar viele tausend Fische. Wegen der Dürre gab es eine minimale Heuernte, die jedoch von der Qualität her bestens war und mühelos eingebracht werden konnte.
Die unerträglichen Temperaturen ließen das Getreide auf den Feldern zum großen Teil notreif werden, die gesamte Körnerernte war bereits Mitte August eingebracht. Ältere Dorfbewohner berichteten, daß dies noch nie dagewesen und es der heißeste Sommer seit Menschengedenken gewesen sei. Wegen der fehlenden Niederschläge in diesem Jahr war auch die Rüben- und Kartoffelernte schlecht, was zur Folge hatte, daß die Preise für Eßkartoffeln auf über 20 DM je Zentner kletterten.
Da die Herbstaussaat ebenfalls bei großer Trockenheit erfolge, liefen die Saaten spät, spärlich und sehr ungleichmäßig auf.
Wassersorgen gab es aber trotz der großen Trockenheit nicht in unserem Ortsteil; das Wasserwerk „Weiße Frau“ in Brilon versorgte uns ausreichend. Das Jahr 1976 wird wohl als ein ausgesprochenes Dürrejahr in die Geschichte eingehen.

Vereine und Feste:
Der neu gegründete Bleiwäscher Karnevalsclub veranstaltete in diesem Jahr erstmalig in unserem Dorfe einen Karnevalszug, an dem außer vielen Fußtruppen, sieben festlich geschmückte Wagen teilnahmen. Der Festzug endete bei der Gemeindehalle, in welcher der Verein einen großen Festball veranstaltete, dessen Reinerlös für die Behindertenschule in Brilon / Rösenbeck gestiftet wurde.
Das Maifest wurde wie im vergangenen Jahre vom Sportverein ausgerichtet und das Schützenfest fand wiederum am letzten Sonntag im Juli statt. König wurde in diesem Jahre Fritz Völlmecke, der seine Frau Änne, geb. Rudolf, zur Königin nahm.
Mit dem Erntedankfest verband der Schützenverein wieder ein Kinderschützenfest und bewirtete die Kleinen mit Sprudel, Kuchen und sonstigen Sachen.

Nachdem im benachbarten Wünnenberg das Hallenbad fertiggestellt war, belegte unser Sportverein dort wöchentlich eine Stunde und so fuhren etwa 25 Interessierte nach dort zu schwimmen.
Für rund 4.000 DM schaffte die Stadt Turngeräte an, die in der Gemeindehalle unseren Grundschülern und dem Sportverein zur Verfügung stehen.
Die Jugendgruppe veranstaltete wie im Vorjahre in der Gemeindehalle einen Theaterabend; zur Aufführung gelangte das Luststück „In Ordnung, Heini, die Liebe kommt“, welches bei Alt und Jung wie bei Einheimischen und Auswärtigen viel Beifall fand.

Bautätigkeit:
Wegen der im nächsten Jahre anstehenden umfangreichen Kanalisationsarbeiten wurden an den Gemeindestraßen und Wegen nur kleinere Reparaturarbeiten vorgenommen. Auf den Schächten wurde das Grundstück und Haus Koch von der Stadt für 40.000 DM zur Straßenverbreiterung gekauft; das Gebäude wurde wegen besserer Übersicht gleich nach dem Kauf abgerissen.
Die im Vorjahre begonnenen Rohbauten konnten in diesem Jahre fertiggestellt werden: Heinz Kaiser, Dieter Koschorreck und von Klonzynski konnten bereits zum Jahresende einziehen.
Das Flachdach unseres Tiefbrunnens wurde von der Firma Ryborsch, Haaren zum Preise von 2.400 DM neu abgedichtet. Im benachbarten Fürstenberg wurde zum Jahresende mit dem Bau eines neuen Schulzentrums, der sogenannten Hauptschule, begonnen, wohin nach Fertigstellung dann auch die Bleiwäscher Kinder gefahren werden. Die Bauleitung vergab die Stadtvertretung an das Architekturbüro Becker und Krawinkel aus Paderborn und die Rohbauarbeiten an die Firma Lötfering und Ratio, Paderborn. In unserer Grundschule wurde ein Klassenzimmer renoviert.
Am 13. Juli konnten die beiden Pumpstationen im Tannenweg und zur Schwelge in Betrieb genommen werden, sodaß ab diesem Zeitpunkt die Abwässer der Siedlungen und des südlichen Dorfteils der neuen Kläranlage zugeführt werden konnten.

An Bruchzins zahlte die Firma Eley von hier in diesem Jahre an die Stadt 76.669,77 DM, fast 25 % weniger als im vergangenen Jahre, auch ein deutliches Zeichen der Rezession.
Am 01.12. diese Jahres eröffnete die Sparkasse Paderborn im Hause Sendzik eine Zweigniederlassung. Bei der Eröffnungsfeier überreichte ein Vorstandsmitglied einen Scheck von 1.000 DM, wofür Turngeräte für Schule und Sportverein angeschafft wurden.
Der Haushaltsplan der Stadt Wünnenberg betrug in 1976 im Verwaltungshaushalt in Einnahmen und Ausgaben 9.116.890 DM und im Vermögenshaushalt in Einnahmen und Ausgaben 7.096.140 DM. Die Hundesteuer erhöhte die Stadtvertretung auf 48 DM jährlich pro Hund.
Da die Pachten aller Gemeindeländereien in diesem Jahre abliefen, wurden die Äcker und Wiesen auf weitere 9 Jahre zu einem guten Pachtpreis neu verpachtet.

Unser Pater meldete im laufendem Jahre 16 Taufen, 11 Eheschließungen und 4 Todesfälle.
Die Viehzählung am 03.12. erbrachte folgendes Ergebnis: 40 Kuhhalter hielten 263 Kühe, 49 Rindviehhalter hielten 832 Tiere (incl. der Kühe), 43 Sauenhalter meldeten 225 Zuchtsauen (ein enormer Zuwachs gegenüber dem Vorjahre), 66 Schweinehalter hatten 1637 Schweine (ebenfalls große Steigerung), 26 Hühnerhalter gab es mit 447 Hennen, 6 Pferdehalter unterhielten wieder 10 Pferde (enorme Steigerung), 2 Schafhalter mit 11 Tieren.
Der Fremdenverkehrsverein meldete bei den Übernachtungszahlen einen leichten Rückgang, war aber trotz Rezession noch sehr zufrieden.

1977

Aus dem Gemeindeleben

Zum Wetter und zur Ernte:
Abgesehen von einigen kalten Tagen im Februar waren die Wintermonate dieses Jahres recht milde; es fiel wenig Schnee. Wegen des anhaltenden Nieselregens klagten ältere Leute über einen „ungesunden Winter“. Anfang März begannen die Bauern dann bei schönem Wetter, Hafer zu säen, was sich aber schon bald rächte. Denn vom 10. März bis Ende April hielt der Winter verspätet seinen Einzug und „regierte“ bis in die letzten Apriltage. Der viel zu früh ausgebrachte Hafer lief sehr ungleichmäßig und schlecht auf, was zur Folge hatte, daß viele Landwirte anfangs Mai eine Neuaussaat vornehmen mußten.
Rüben und Kartoffeln kamen auch in den ersten Maitagen in den Boden während schöner Sonnentage. Danach regnete es wieder. Während des ganzen Sommers fielen aber keine bedeutenden Niederschläge; dennoch muß dieser Sommer 1977 als ein verregneter angesehen werden.
Die Heu- und Getreideernte mußte von den Wiesen und Feldern förmlich „gestohlen“ werden, wegen der unbeständigen Witterung; besonders das Heu kam schlecht unter Dach und Fach.
Ältere Bauersleute sagten, daß dies die schlechteste Ernte überhaupt sei, seit langem. Der Hafer brachte im Schnitt pro Morgen 5 - 6 Ztr.. Aber auch die anderen Fruchtarten versagten wegen der schlechten Witterung in diesem Sommer, insbesondere während der Blüte. Für die Landwirtschaft bedeutete das Jahr 1977 wohl das schlechteste seit Jahrzehnten: Mann sprach von einem Regenjahr mit einem goldenen Herbst.

Vereinsleben und Feste:
Wie schon im Vorjahre veranstaltete der Bleiwäscher Karnevalsclub zu Fastnacht wieder einen Umzug, der leider bei heftigem Regen nicht die Größe und Schönheit des Vorjahres erreichte. Sobald er in der Gemeindehalle geendet hatte, schlugen die Festwogen und -wellen umso höher und es wurde bis in die frühen Morgenstunden tüchtig gefeiert. Der Sportverein lud – wie alljährlich – zum Maifest ein-, er führte die Schankwirtschaft selbst aus und konnte durch gute Einnahmen seinen Kassenbestand auffüllen. Im Jahre 1927 gegründet, konnte der Verein auf ein 50- jähriges Bestehen zurückblicken, was dann auch ausgiebig gefeiert wurde. Vom 11. Juni bis zum 18. Juni führte er eine Sportwoche durch, mit vielen Veranstaltungen und auswärtigen Vereinen.

Das Fest des Jahres war wiederum das Schützenfest am letzten Julisonntag, welches bei herrlichem Wetter stattfand. Da es in der Umgebung das letzte Schützenfest überhaupt ist, erreichte dieses Fest in den letzten Jahren einen immer größer werdenden Besucherstrom. Der Bleiwäscher Schützenzug mit seinen schmucken Uniformen gilt als einer der schönsten weit und breit. König wurde Josef Becker, Sohn des jetzigen Schützenoberst und Ortsvorstehers, der seine frisch angetraute Frau Waltraud, geb. Wiggen, zur Königin nahm.
Kinderschützenfest und Erntedankfest wurden wiederum gemeinsam gefeiert, gewissermaßen schon Tradition für Groß und Klein.
Ebenfalls zur Tradition geworden ist, daß unsere jugendliche Theatergruppe zum Jahresende ein Theaterstück aufführt; diesmal hieß das Luststück: „Der Flori wird’s schon richten“, was bei Alt und Jung Lachkrämpfe auslöste und den Spielern nicht nur Zuschauer aus unserem Dorf brachte, sondern aus der ganzen Nachbarschaft. Es fand soviel Anklang, daß die Theatergruppe dieses Stück in den Westfälischen Kammerspielen zu Paderborn aufführen mußte.

Bautätigkeit:
Am 5. Mai vergab unser Stadtrat die restlichen Arbeiten für die Kanalisation an die mindestfordernde Firma Hans Lenze aus Geseke zum Angebotspreis von rund 967.000 DM. Insgesamt hatten sich um diesen „dicken Brocken“ 13 Firmen beworben, die jedoch ausnahmslos die Millionengrenze überschritten hatten und somit nicht berücksichtigt wurden.
Im Frühsommer wurde bereits mit den Arbeiten begonnen und zwar ging es los beim Brunnenteich, dann durch den Grashof des Ortsdieners Finger, ein Stück durch die Straßen am Stollen und St. Agatha-Straße bis zur Kreuzung beim Hause Egert, wo man gegen Ende des Jahres ankam und dann die Arbeiten wegen ungünstiger Witterung einstellte. Sehr beschwerlich waren die Ausbaggerungsarbeiten und es ging nur langsam vorwärts wegen des immer wieder vorkommenden Felsens; dann wiederum stürzten ganze Grabenstücke ein, weil alte Schächte und Stollen aus der Bergwerkszeit des Mittelealters noch vorhanden waren. Immer wieder wurde gesprengt und die parallel verlaufende Wasserleitung wurde total zerstört, sodaß sie im gesamten Straßenzug erneuert werden mußte. Viel Ärger mit den Anliegern war die Folge all dieser Arbeiten.
Die Straßen Spatecke von Koch bis Klimeck und Christopherusstraße von Egert bis Altbau Wiggen erhielten einen neuen Teerüberzug.
Alfons Wittler, Horst Ehrlich und Pollmüller konnten in diesem Jahre auf den von der Gemeinde erworbenen Bauplätzen ihre Rohbauten fertigstellen; die Häuser des Bernhard Lauterbach und Antonius Hötger wurden erstmals bezogen.
In unserer Grundschule wurden Anstreicherarbeiten für DM 1.400 vom ortsansässigen Malermeister Heinrichs ausgeführt, sowie im Tiefbrunnen Anstrich- und Ausbesserungsarbeiten für DM 1.800 von der Firma Hüsten und Jürgens aus Wünnenberg.

Die Volksbank baute an ihr Kassengebäude einen Raum an und renovierte alle Geschäftsräume von Grund auf; ebenfalls wurde die gesamte Inneneinrichtung erneuert und modernisiert.
Da in einzelnen Ortsteilen der neuen Stadt Wünnenberg gleichlautende Straßennamen vorkamen, mußten einige umbenannt erden; in unserer Ortschaft wurde der „Tannenweg“ umbenannt in „am Walde“, der „Gartenweg“ heißt jetzt „an der Kirche“, die alte „Hauptstraße“ - „zum Sauerland“, die „schöne Aussicht“ - „am Stollen“ und die frühere „Mittelstraße“ - „auf den Schächten.

Zum Bau der Abachtalsperre:
Dank günstiger Witterung seit Baubeginn im Jahre 1975 gingen auch in diesem Jahre die Arbeiten zur Errichtung der Talsperre zügig voran. Rund 112 ha Waldfläche waren bis 1977 gerodet. Das Holz wurde für DM 2.311.000 verkauft, die Aufwendungen für den Einschlag betrugen 1.269.000 DM, so daß ein Reinerlös von ca. 1.041.000 DM verblieb. Nach dem Kahlschlag konnte man sich schon ein Bild von der Größe des Staubeckens machen, das Platz für 20 Millionen m³ Wasser haben wird. Mit dem Bau, richtiger mit der Schüttung des Hauptdammes wurde ebenfalls in diesem Jahre begonnen, für den das gesamte Material aus dem Baubereich der Talsperre mit übergroßen Muldenkippern angefahren und auf 45 m Höhe aufgeschüttet wurde. Der Damm hat eine Fußbreite von 16 m. Über diesen Damm führt dann demnächst die Straße von Bleiwäsche nach Fürstenberg, weil die alte Kreisstraße 3128 im Zuge des Talsperrenbaues verlegt werden mußte. Das südliche Teilstück vom Damm in Richtung Bleiwäsche wurde in diesem Jahre bereits für 1,4 Millionen DM fertiggestellt. Um die Talsperre führt ein Rundweg von 9 km Länge als Wanderweg. Entgegen den ursprünglich veranschlagten Kosten von 160 Millionen DM für die Errichtung der Talsperre und der Wasserwerksanlagen soll nach bislang erfolgten Ausschreibungen und Schätzungen der Aufwand bis zur Fertigstellung der Gesamtanlagen nur noch 122 Millionen DM erfordern; davon entfallen auf den Talsperrenbau rund 50 Millionen DM und für die Errichtung der Wasserwerksanlagen rund 72 Millionen DM. Mit dem Probestau will man bereits im nächsten Jahre beginnen und mit der Fertigstellung der baulichen Anlagen für die Talsperre rechnet man im Jahre 1979; ein Jahr später sollen die Wasserversorgungsanlagen erstellt sein, mit denen in diesem Jahre auch begonnen wurde.
Nach Berechnungen von Experten müßte die Talsperre bei einem mittleren Wasseranfall, 1,5 Jahre nach Fertigstellung gefüllt sein, woran der Chronist jedoch zweifelt. Demnach könnte 1981 bereits das erste Trink- und Brauwasser abgegeben werden. Die Planung für den Bau der Talsperre und die örtliche Bauleitung lag in den Händen des Ruhrtalsperrenvereins in Essen, während die Wasserwerksanlagen (Wasseraufbereitung und -verteilung ) von der Gelsenwasser AG in Gelsenkirchen geplant wurden. Träger und Bauherr der Trinkwassertalsperre sowie Versorgungsanlagen ist der „Wasserverband Aabachtalsperre“ mit Sitz in Büren.

Verbandsvorsteher ist der frühere Oberkreisdirektor von Büren und jetzige Kreisdirektor von Paderborn: Hermann Kaup. Die Geschäftsführung ist besetzt mit Kreisverwaltungsrat Hubert Sudhoff als Geschäftsführer, Ing. Prien als verantwortlicher Mitarbeiter für den technischen Bereich und der Verwaltungsangestellten Helga Hofbauer. Mitglieder des Verbandes sind mit folgenden Anteilen und Stimmen:        
                    Anteil:        Stimmen:
a) Kreis Paderborn                    18,5 %            5
b) Kreis Soest                    16,5 %            4
c) Lörmecke Wasserwerk Erwitte        25 %                6
d) Wasserversorgung Beckum            25 %                6
e) Vereinigte Gas- und Wasser-
    versorgung Rheda – Wiedenbrück        15 %                4

Somit besteht die Verbandsversammlung aus 25 Vertretern, denen noch ein Vorstand von 5 Mitgliedern vorsteht.
Kreistagsmitglied und Ortsvorsteher Heinz Becker von hier war während dieser Legislaturperiode einer der 5 Vertreter des Kreises Paderborn im Wasserverband Aabachtalsperre, dessen Aufgabe es war, im Aabachtal zur Beschaffung von Trink- und Brauchwasser eine Talsperre sowie die erforderlichen Wasserwerksanlagen zu bauen und zu betreiben; weiter diente der Bau dieser Talsperre dem Hochwasserschutz für die im Aftetal gelegenen Dörfer.
Von den Kosten des Talsperrenbaus entfielen auf den Hochwasserschutz 15 %, dessen Kosten mit 100 % bezuschußt wurden und auf die Trink- und Brauchwasserversorgung 85 %, für die das Land NRW einen Zuschuß von 75-80 % in Aussicht stellte. Die nicht durch Zuschüsse gedeckten Kosten wurden durch Darlehen abgedeckt.

Steinbruch:
An Bruchzins für entnommenes Steinmaterial aus dem Gemeindesteinbruch erhielt die Stadt Wünnenberg von der ortsansässigen Firma Josef Eley 89.501,23 DM, eine gute Steigerung gegenüber dem Vorjahre. Für die Erweiterung des Steinbruchgeländes erwarb die Stadt von dem Landwirt Josef Scholand ein angrenzendes Grundstück von 8557 m² Größe, sowie von Bernhard Hartmann eine Wiese, 6825 m² groß. Beide erhielten insgesamt eine gleich große Fläche als Tauschland und eine Ausgleichszahlung in Geld von rund 120.000 DM.

Haushaltsplan:
Die Einnahmen und Ausgaben im Verwaltungshaushalt der Stadt Wünnenberg betrugen im Jahre 1977, 9.381.860 DM sowie die Einnahmen und Ausgaben im Vermögenshaushalt 10.913.200 DM. Die Grundsteuer A und B betrug 200 v. H. und die Gewerbesteuer 275 %.

Die Friedhofsgebühren mußten im Jahre 1977 angehoben werden, um eine Kostendeckung zu erreichen. So kostet ab jetzt der Grabaushub 150 DM, die Benutzung für die Leichenhalle 75 DM und die Einzelgrabstätte 50 DM.
Die Wassergebühren betragen 0,70 DM pro m³, die für die Kanalisation 1,25 DM pro m³ Frischwasser.

Sonstiges:
Ein Flächennutzungs- und Entwicklungsplan wurde von der Stadtvertretung Wünnenberg in Auftrag gegeben, der auch für unsere Ortschaft zukünftig von großer Bedeutung sein wird. Der Grobentwurf wurde in einer Bürgerversammlung im Gasthof Balkenhol unserer Bevölkerung vorgestellt und erläutert.
Am 4. Februar wurde der Zweckverband „Erholungsgebiet Büren/Wünnenberg gebildet, mit dem Sitz in Wünnenberg / Fürstenberg, zu dem auch unser Ortsteil gehört.

Der Fremdenverkehrsverein meldete rund 28.500 Übernachtungen, während im ganzen Stadtgebiet Wünnenberg die Zahl der Übernachtungen 323.000 betrugen, einschließlich des Feriendorfes in Fürstenberg.

Zur Kreistierschau am 14.07.1977 in Wewelsburg schickten die Bauern Wiggen und Becker je 1 Kuh zur Ausstellung und konnten einen schönen Geldpreis erzielen.

Pater Bunse konnte in diesem Jahre 11 Eheschließungen, 10 Taufen und 5 Sterbefälle melden.

Die Viehzählung am 02.12.1977 erbrachte folgendes Ergebnis:
4 Pferdehalter unterhielten 8 Pferde, 45 Rindviehhalter hielten 757 Tiere, davon waren 38 Milchkuhhalter mit 259 Milchkühen, 75 Schweinehalter hatten 1359 Tiere, 41 Sauenhalter meldeten 227 Zuchtsauen, 2 Schafhalter gaben 12 Tiere an, 26 Hühnerhalter hielten 409 Tiere, davon waren 24 Legehennenhalter mit 360 Legehennen.


1978

Aus dem Gemeindeleben

Zum Wetter und zur Ernte:
Das neue Jahr begann mit milden Temperaturen, wie auch der ganze Winter wenig Schnee und mäßigen Frost brachte. Das Frühjahr war umso niederschlagsreicher an Regenfällen und Gewittern; besonders der Mai war kalt und verregnet, sodaß die Kühe und Rinder von der Weide wieder in den Stall geholt werden mußten. Vorher – in den letzten Apriltagen – konnten die Bauern noch Hafer, Kartoffeln und Rüben in die Erde bringen.
Am 6. Juni – bei unerträglicher Hitze und Schwüle – zogen schwere Gewitter auf. In den frühen Nachmittagsstunden war es fast dunkel; sintflutartige Hagel- und Regenschauer führten in unserem Dorfe zu einer Unwetterkatastrophe. Zentimeterhoch lagen fast taubeneigroße Hagelkörner auf dem ganzen Boden. Man sprach von einem Jahrhundertregen und die älteren Dorfbewohner sagten, so etwas hätte es noch nicht gegeben. Gärten und Felder sahen grauenhaft und verwüstet aus. Heu wurde von den Wiesen weggeschwemmt, die in Ähren stehende Wintergerste total, die Weizen-, Hafer- und Rübenernte fast vernichtet. Aber auch an den Häusern, Straßen und Feldwegen entstanden Schäden durch den wolkenbruchartigen Regen und die reißenden Fluten. Viele Keller standen unter Wasser, besonders in der unteren Hauptstraße, sowie der Glashüttenstraße. Die Feuerwehren aus Bleiwäsche und Fürstenberg waren in pausenlosem Einsatz. Die Wassermassen ergossen sich zum Schwalgloch hin, bildeten einen See zwischen dem Aussiedlergehöft Finger und dem Sägewerk Sprenger, das ganz unter Wasser stand und flossen dann weiter zum Heck, durch das Düstere Tal in den Lühlingsbach in der Gemarkung Alme. Das völlig überflutete, neue Sägewerk Sprenger hatte einen Schaden von über 100.000 DM; nur wenige Landwirte hatten ihre Ernte gegen Hagel versichert. Sie befanden sich in einer trostlosen Lage; die meisten mußten im Herbst Korn zukaufen, um das Vieh durch den Winter zu bekommen. Bei dem Boden liegenden Getreide entstanden schwere Auswuchsschäden; es mußte restlos nach der Ernte getrocknet werden. Sehr spät, aber bei schönem, sonnigem Wetter erfolgte dann die Herbstaussaat. Am Ende des Jahres herrschte eine milde Witterung.

Zum Unwetter:
Im gesamten Stadtgebiet Wünnenberg richtete die Flutkatastrophe Schäden von fast 3,4 Millionen DM an, in Bleiwäsche allein etwa 1,3 Millionen DM.

Nach der erfolgten Erfassung teilten sie sich wie folgt für die Orte Bleiwäsche, Fürstenberg, Leiberg und Wünnenberg auf: 160 landwirtschaftliche Schäden von 1,3 Mio. DM (Bleiwäsche: 847.000 DM), 125 Haus- und Inventarschäden von ca. 840.000 DM (Bleiwäsche: 130.000 DM), 12 Schäden bei Handwerks- und Gewerbebetrieben von etwa 560.000 DM (Bleiwäsche: 280.000 DM) und Schäden an kommunalen Einrichtungen von fast 770.000 DM (Bleiwäsche: 124.000 DM). Bei den Aufräumungsarbeiten halfen deutsche Soldaten aus Augustdorf sowie englische Truppen aus Paderborn; es dauerte lange, bis Straßen, Feldwege, Wiesen und Weiden vom Geröll freigemacht waren.
Zur Linderung der ersten Not der Geschädigten stiftete der Kreis Paderborn 50.000 DM, die Stadt Wünnenberg 50.000 DM und die CDU – Fraktion der Stadt 10.000 DM. Hiervon erhielten die Landwirte rund 65.000 DM für Flurschäden, Hausbesitzer und Wohnungsinhaber 25.000 DM und die Gewerbebetriebe 20.000 DM. Außerdem stellte die Volksbank Wünnenberg einjährige Kredite zu 4% Zins zur Verfügung.

Vereinsleben:
Zu Fastnacht veranstaltete der Bleiwäscher Carnevals-Club wiederum einen Umzug mit etlichen Wagen. Am Abend fanden in der Festhalle deftige Büttenreden und sonstige Darbietungen statt.
Der Sportverein lud zum alljährlichen Maiball ein und führte im Juni ein Pokalturnier durch.
Bei einer Siedehitze fand am letzten Julisonntag das alljährliche Schützenfest statt. Eine Lokalzeitung schrieb: „Schweiß und Bier flossen in Bleiwäsche in Strömen!“. Die Königswürde errang August Nacke vom Feldrain, der seine Ehefrau Ingrid zur Königin nahm. Den Herbstball verband der Schützenverein wieder mit einem Kinderschützenfest, wo es Kakao und Kuchen für die kleinen auf Vereinskosten gab.
Die bekannte Theatergruppe Bleiwäsche führte in diesem Jahre das Luststück „Der Meisterlügner“ auf, was wiederum Lachsalven bei allen Zuschauern auslöste.

Bautätigkeit:
Reges Treiben herrschte im Bebauungsplan 2 an der Glashüttenstraße. Dr. Drees, Franz Finke, Ferdi Bürger, Hans-Josef Feldmann, Josef Hötger und Heinz Kaiser erwarben einen Platz und begannen mit den Bauarbeiten, Karl-Heinz Schlüter und Theo Brackhaus stellten ihre Wohnhäuser fertig.
Folgende Straßenzüge wurden kanalisiert: Vom Hause Heinrich Egert bis Schmiede Balkenhol; von der Schule bis Haus Mackenberg in der Bruchstraße; vom Haus Jonas bis Klimeck; vom Hause Heinrich Egert bis Kania, sowie die Straße „Im Heck„. Damit ist unser Dorf zu rund 95 % an die Kanalisation angeschlossen.
Der Wirtschaftsweg über die Knippe wurde neu geteert und folgende Straßen erhielten einen neuen Deckenüberzug: von dem Pastorat bis zur Hauptstraße; von der Volksbank bis zur Hauptstraße; von der Pension Vanck bis zum Hotel Fischer, sowie der Platz vor dem Kriegerehrenmal.

Für 13.550 DM erhielten die Mittel- und die Straße „ Auf den Schächten“ eine neue Straßenbeleuchtung.
An der Leichenhalle auf dem Friedhof ließ die Stadt zwei Lautsprecher anbringen.
Nach jahrelangen Anläufen konnte nun endlich durch die Stadt das sogenannte Försterdienstland in Größe von 1.77,29 ha für DM 57,440 erworben werden vom Lande Nordrhein – Westfalen. Die soll für Tauschzwecke zur Beschaffung von Bauland in unserem Ort dienen. Daraufhin beschloß unser Rat am 10. Mai die Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 3 „Zur Glashütte“.

Schulisches:
Der Bau der neuen Hauptschule im benachbarten Fürstenberg ging zügig voran. Von den Städten Delbrück, Büren, Salzkotten und Wünnenberg wurde eine Volkshochschule gegründet, die sich in einem Zweckverband zusammenfand. Der Stadtrat beschloß, den Bleiwäscher Kindern, die den Kindergarten in Madfeld besuchen, einen monatlichen Fahrtkostenzuschuß von 15 DM zu gewähren.

Bruchzins:
An Bruchzins aus unserem Steinbruch zahlte die hiesige Firma Eley an die Stadt Wünnenberg 84.595,64 DM, fast 5.000 DM weniger als im Vorjahre.

Haushaltsplan:
Die Einnahmen und Ausgaben im Verwaltungshaushalt der Stadt Wünnenberg betrugen 10.908.060 DM, die im Vermögenshaushalt 11.430.750 DM. Die Erhöhung war im wesentlichen auf den Neubau der Hauptschule zurückzuführen. Die Verschuldung pro Einwohner unseres Stadtgebietes betrug 1.647 DM, was wieder in erster Linie durch das Schulzentrum bedingt war.
Die Grundsteuern A und B betrugen 200 v. H. Und die Gewerbesteuer 275 v. H.. Für den Kubikmeter Wasser kassierte die Stadt 0,70 DM; für Kanalgebühr 1,40 DM        je m³; außerdem mußten pro Wasserzähler jährlich 36 DM Grundgebühr gezahlt werden.

Der Fremdenverkehrsverein Bleiwäsche meldete eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahre.

In unserer Pfarrei wurden 9 Taufen, 4 Trauungen und 9 Sterbefälle registriert. Am 4. Juni wurde durch Weihbischof Nordhues das Sakrament der Firmung verliehen. Am Nachmittag veranstaltete der Pfarrgemeinderat ein Pfarrfest (bei glühender Hitze).

Das Ergebnis der Viehzählung im Dezember lautete: 4 Pferdehalter mit 7 Pferden, 43 Rindviehhalter mit 767 Tieren, 35 Milchkuhhalter mit 261 Kühen, 59 Schweinehalter mit 1605 Schweinen, 41 Sauenhalter mit 268 Sauen, 2 Schafhalter mit 13 Schafen und 20 Hühnerhalter mit 299 Legehennen.


1979

Aus dem Gemeindeleben

Zum Wetter und zur Ernte:
Das Jahr 1979 begann mit strengem Frost und viel Schnee, der bis kurz vor Ostern liegenblieb, als endlich Sonne und Frühling sich durchsetzten. Gleich zu Beginn des Jahres führte ein ungewöhnlicher Kälteeinbruch mit orkanartigen Stürmen zu meterhohen Schneeverwehungen. Temperaturen bis minus 25° zeigte das Thermometer an. Auch im Frühjahr gab es noch Graupelschauer und strenge Nachtfröste, die die Feldbestellung bis in die letzten Apriltage verzögerten. Die meiste Wintergerste war ausgewintert und mußte umgesät werden, da sie die lange Schneedecke nicht vertragen hatte. Der Sommer war kühl und wolkenreich, dafür hatten wir einen freundlichen, richtigen Altweibersommer im Oktober und November. Während weniger Sonnentage konnten die Bauern ihr Heu schnell und gut
einfahren. Während der Monate August und September gab es mehr Regen- als Sonnentage, weshalb die Getreideernte unter schwierigen Bedingungen eingebracht und fast alles Korn getrocknet wurde. Dafür entschädigte das Wetter unsere Landwirte wenigstens während der Herbstaussaat bei sengender Hitze und großer Trockenheit.
Das Wetter in 1979 wird man als ein Jahr der Kapriolen bezeichnen können mit vielen Überraschungen: Es gab Schnee-Katastrophen, vor allem in Norddeutschland, Überschwemmungen und Trockenheiten. Im Dezember gab es Temperaturen wie im verregneten Juni.

Vereinsleben:
Auch in diesem Jahr veranstaltete der Carnevals-Club einen Festzug durch´s Dorf mit schönen, bunten Wagen. Abend´s in der Festhalle dann wie üblich: Büttenreden über das örtliche Jahresgeschehen und buntes Treiben bis in die frühen Morgenstunden.
Wie schon seit eh und je: Vom Sportverein wurde das Maifest und im Juni ein Sportfest ausgerichtet.
Wie immer fand dann am letzten Juliwochenende das traditionelle Schützenfest statt. König wurde Horst Schröder, Königin dessen Ehefrau Antonie.
Am 1. Septembersonntag fand im Ortsteil Leiberg unserer Stadt das Kreisschützenfest statt, an dem auch unser Heimatschutzverein teilnahm. Leider verhinderte ein wolkenbruchartiger Regen und ein heftiges Gewitter den Festumzug durch den Ort.

Am Erntedanktag feierten die Schützen einen Herbstball, diesmal ohne Kinderschützenfest. Dafür wurde vom Heimatschutzverein erstmals eine Nikolausfeier für die Kleinen veranstaltet, auf der jedes Kind ein Päckchen erhielt. Nikolaus war Frau Hoffmann, Knecht Ruprecht Frau Sprenger-Pieper. Die Jugendmusikschule gab der Feier einen würdigen, musikalischen Rahmen.
Die Theatergruppe Bleiwäsche führte zum Jahresende die Komödie: „Einmal Hiebe, dreimal Liebe“, auf, zu der Zuschauer von nah und fern kamen, um einmal wieder richtig zu lachen.

Bautätigkeit:
Im Bebauungsplan 2 „an der Glashüttenstraße“ konnten die meisten im Vorjahre begonnenen Neubauten vollendet werden. Die Eheleute Sänger aus Essen und Hubert Egert jun. begannen mit ihren Rohbauten. Der Bebauungsplan 3 „Zur Glashütter Straße“ wurde vom Kreisplanungsamt Paderborn erstellt und von unserem Rat gebilligt. Das Gelände in Größe von 1.31,39 ha erwarb die Stadt Wünnenberg von dem Bauern Bernhard Wiggen (8 DM je qm), der dafür das Försterdienstland (3,24 DM je qm) bekam; ferner wurde eine Fläche von 14,91 ar (entspricht 1491 m²) für 8 DM von Albert Rüther, sowie 14,90 ar von Wilhelm Finger im Tauschwege gegen das ehemalige Lehrerland (Tausch 1:2) erworben.
Verkauft wurden hier dann die Bauplätze für DM 11 je qm, sowie DM 7 als Abschlag auf die Erschließungskosten und DM 1,20 als Vermessungskostenanteil, also insgesamt DM 19,20 beim Erwerb. Die Eheleute Hubert und Bernhardine Egert erwarben von der Stadt 1,5 ha Fläche zu 3,50 DM je qm für den Bau eines neuen Hotels.
Die im Vorjahre zum Preise von rund 159.000 DM an die heimische Straßenbaufirma Eley vergebene Straße „Auf den Schächten“ erhielt einen Vollausbau mit einseitigem Gehweg; zu diesen Baukosten erhielt die Stadt Wünnenberg einen Zuschuß von 108.000 DM aus der Maßnahme „Dorferneuerung“.
Seit unser Ort das Trinkwasser vom Verband „Weiße Frau“ bezog – in diesem Jahre 57.916 m³ -, kannten die Bleiwäscher zwar keine Wassersorgen mehr, aber der Druck,  vor allem im Oberdorf ließ zu wünschen übrig. Für die Verbesserung der gesamten Versorgung und der Druckerhöhung in unserem Ort, ließ der Verband „Weiße Frau“ in Brilon Ausschreibungen in Höhe von 218.000 DM vornehmen; hierauf wurde eine Bauhilfe des Landes in von 115.000 DM (= 57,50 %) gewährt, und die restlichen 85.000 DM wurden von der Stadt Wünnenberg durch ein Darlehen aufgebracht. Den Zuschlag für die Arbeiten erhielt die Firma Pfeiffer aus Kassel.
Zwei neu Straßenlampen wurden in der Südstraße angebracht und das Kabel im Bebauungsplan für die Straßenbeleuchtung verlegt für 4500 DM.
Nach vierjähriger Bauzeit wurde die Aabachtalsperre jetzt endgültig fertiggestellt. Mit dem ersten Einstau wurde am 30. April begonnen. Im Rahmen eines Festaktes löste der Landwirtschaftsminister NRW, Dr. Diether Deneke den Einstaubeginn persönlich aus.

Kurze Zeit vorher war die alte Bumbamsmühle von unserer Feuerwehr ausgebrannt worden; sie wird demnächst vom Wasser der Talsperre überflutetet werden und in einer evtl. Trockenperiode als Ruine oder „Denkmal“ zu sehen sein.
Unterhalb der Gemeindehalle legte die Stadt Wünnenberg eine Grillhütte für 8.000 DM und einen Abenteuerspielplatz für 11.000 DM an.
Am 2. Mai wurde die zentrale Abfallbeseitigungsanlage des Kreises Paderborn in Elsen in Betrieb genommen, wohin nun der gesamte Müll unseres Dorfes von der Firma Stratmann aus Velmede transportiert wird. Für die Benutzung dieser Müllkippe erhob der Kreis pro Einwohner 2 DM von den Städten und Gemeinden. Alle Müllkippen im Stadtgebiet mußten geschlossen werden; lediglich eine Bauschuttkippe befand sich noch in Elisenhof.
Nach knapp zweijähriger Bauzeit konnte das neue Schulzentrum in Fürstenberg fertiggestellt werden. Am 26. Oktober fand die Einweihung durch den Regierungspräsidenten Stich in einer würdigen Feierstunde statt.
Unsere langjährige Schulleiterin Frau Schröder gab am 15. Oktober ihre Dienstwohnung in der hiesigen Schule auf und zog in ihren Neubau nach Nehden, von wo sie nun täglich nach Bleiwäsche fährt.
Der Ortsheimatpfleger Wilhelm Finger, im Heck 5, wurde wiedergewählt vom Rat der Stadt Wünnenberg.
Die Firma Josef Eley zahlte für das entnommene Steinmaterial der Stadt Wünnenberg an Bruchzins die stolze Summe von 129.877,70 DM; dies war die höchste Zahlung seit Bestehen des Steinbruches, die wohl nie wiederkehren wird. Sie war Ausdruck eines riesigen Baubooms.

Haushalt:
Der Verwaltungshaushalt unser Stadt betrug in Einnahmen und Ausgaben 11.110.410 DM und der Vermögenshaushalt 10.067.990 DM. Die Gemeindesteuern blieben gegenüber dem Vorjahre unverändert. Während die Kanalgebühren wie in 1978 DM 1,40 betrugen, mußten der Wasserpreis auf 0,80 DM und die Zählergebühr auf jährlich 60 DM festgesetzt werden, um diesen Gebührenhaushalt zu decken. Die Kreisumlage betrug 34,25 %.

Der Fremdenverkehrsverein konnte wiederum einen Anstieg seiner Übernachtungszahlen melden.

Unser Pater Bunse gab 5 Taufen, 9 Trauungen und 12 Sterbefälle in diesem Jahr bekannt.

Bei der Viehzählung am 3. Dezember wurde nachstehendes Ergebnis festgestellt: 3 Pferdehalter mit 6 Pferden, 41 Rindviehhalter mit 734 Tieren, 32 Milchkuhhalter mit 239 Kühen, 57 Schweinehalter mit 1704 Schweinen, 40 Sauenhalter mit 326 Sauen und 22 Hühnerhalter mit 316 Legehennen.

Am 30. September fanden in unserem Lande Kommunalwahlen statt. Unser Dorf war in zwei Wahlbezirke eingeteilt worden. Im Wahlbezirk 1 wurde der Landwirt Heinrich Becker (CDU) mit 173 Stimmen und im Wahlbezirk 2 der Versicherungskaufmann Johannes Hülshoff mit 151 Stimmen (CDU) direkt in den Rat der Stadt Wünnenberg gewählt. August Nacke jun. (CDU) und Heinz Niehoff (SPD) kamen über die Reserveliste in den Rat, der zum zweiten Male Fritz Dören aus Leiberg zum Bürgermeister wählte.
Für den Kreistag Paderborn kandidierten Heinrich Becker von hier (CDU), Paul Dunschen, Wünnenberg (SPD) und Heinrich Voßkamp, Haaren (FDP) in den Orten Bleiwäsche, Leiberg und Wünnenberg.
Becker erhielt 335, Dunschen 113 und Voßkamp 11 Stimmen. Somit zog Heinrich Becker zum zweiten Male als Abgeordneter der drei vorgenannten Gemeinden in den Kreistag Paderborn ein.