(Text u. Fotos Brigitta Wieskotten)

„475 Jahre Bleiwäsche und 360 000 000 Millionen Jahre davor“! Mit diesem Titel einer spannenden Beamer-Show gelang Ralf Menne, Ortsheimatpfleger und Hobbygeologe zum 475 Jubiläum der höchstgelegenen Gemeinde des Altkreise Büren eine Punktlandung zu setzen. Die Organisatoren setzen dabei auf Geschichte, Erlebnis und Heimatliebe an drei verschiedenen Tagen auf Inforamtion, Aktion und Heimatliebe.

Die Zeitalter Devon (eine mittlere Formation des Erdaltertums vor 416- 359 Mio. Jahre) gefolgt von Karbon (eine Formation des Paläozoikums vor 359-299 Mio. Jahren) stellten sich zum Erstaunen der Gäste aus Bleiwäsche und Umgebung innerhalb der gezeigten Bilder als Korallenriff in einer Unterwasserlandschaft dar.  Viele dieser Riffbewohner haben sich bis heute in Bleiwäsche in Form von Fossilien erhalten. Die Kreidezeit (vor 146-65,5 Mio. Jahre) gehörte der Entwicklung der Dinosaurier, so Menne mit einem Augenzwinkern, vielleicht auch in Bleiwäsche. Immer wieder belebte Menne zur besseren visuellen Erklärung dieser unendlichen Zeitspanne  mit passendem Bildmaterial den Aha-Effekt, wie zum Beispiel die Höhlenentstehungen um Bleiwäsche. Als Beispiel gilt hier der Malachitdom mit seinen Tropfsteinen, die sich durch das Malachit grün verfärbt haben. Auch etliche Knochenfunde sind hier aus der Eiszeit bekannt. Die sogenannte in Bleiwäsche bestens bekannte „Bunte Kirche“ wurde bereits gesprengt.

Auch geschichtlich, so wollte es Menne verstanden wissen,  wurde der Informations-Abend gründlich aufgearbeitet. Der begehrte Kupferkies, der Kalkspat, Malachit und der Ton sollten hier eine tragende Rolle spielen.

Foto links: Ortsheimatpfleger Ralf Menne und Ortsvorsteherin Claudia Sondermann freuen sich über den großen Zuspruch der  Bürger an der außergewöhnlichen Heimatgeschichte der Gemeinde Bleiwäsche.

Alte Funde aus der Römerzeit wie Glasperlen und Römische Münzen geben Zeugnis aus einer bewegten Geschichte. Die wüst gefallenen Orte Thetbaldinchausen, Walberinchusen und Lubberinchusen weisen genau wie der Ort Hemminchusen auf ein reges menschlichen Leben rund um Bleiwäsche. Dies ist durch zahlreiche historische Funde belegt welche größtenteils durch den Hobbyarchäologen Bernd Reineke ans Licht befördert wurden.

Mit dem gewonnenen Reichtum durch die Bleifunde wurden in Bleiwäsche Verhandlungen zur Festlegung der Grenze zwischen den Erzbistümern Paderborn und Köln nötig.

Auch der Schnadegang nach den Grenzen von 1830 zum 475. Jubiläum am vergangenen Samstag entwickelte sich schnell zum Publikumsrenner mit seinen ganz markanten, visuellen und akustischen Höhepunkten. Der „Blick durch das Tor“ zum Sauerland und die Erläuterungen von Ortsheimatpfleger Ralf Menne machte die 16 km lange Wegstrecke zum Erlebnispfad. Auch Landrat Manfred Müller und der zukünftige Bürgermeister Bad Wünnenberg Christoph Rüther ließen das außergewöhnliche Natur-Event auf sich wirken.

Foto rechts:
Ortsvorsteherin Claudia Sondermann (v. li.) Viktor Moser, Ortsheimatpfleger Ralf Menne, Norbert Fels, Landrat Manfred Müller, Vorsitzender des Eggegebirgsvereins Werner Hoppe mit Ehefrau und Organisator Manfred Hecker sehen in der Begehung der Bleiwäscher Schnade von 1830 eine wichtige Wissenvermittlung an die jüngere Generation.

Am Standort des sogenannten „Postbotenkreuz“, so die Recherche von Referentin Kerstin Albrecht, musste am 15.02.1847 der „Postbote Josef Volmari“ aus Salzkotten innerhalb der Zustellung unter einer Linde vor Erschöpfung sein Leben lassen. Nach einem Aufwärmschnäpschen vom Selbstgebrannten im kalten Winter in Bleiwäsche ist er auf dem langen Weg seines Zustellungsbezirkes unter einer Linde erfroren.

Auch das „Bleiwäscher Soldatenkreuz“ an seinem neuen Standort an der Bleiwäscher Ortsgrenze weist auf ein tragisches Schicksal aus dem 2. Weltkrieg hin, denn hier kam Hermann Rieks aus Dalheim durch den Schuss aus dem Gewehr eines russischen Soldaten am 11.05.1945 ums Leben. Seine Familie wartete auf ihn, denn sein ältester Sohn sollte am nächsten Tag zur Kommunion gehen. Johannes Hülshoff und Walter Fuchs fanden seine Leiche. Der Verstorbene wurde erst nach der Kinderkommunion seiner Familie in Dalheim. Mit einem auf der Trompete von Melanie Planken vorgetragnen „Ich hat einen Kameraden“ erwiesen die Schnadggänger Hermann Rieks die letzte Ehre.

Durch eine einmalige Genehmigung von Rainer Gutknecht als Geschäftsführer des Aabachtalsperren-Verbandes wurde es möglich, dass per Boot mit Bootführer Ralf Menne die Familie Hengsbach als letzten Bewohner der Bumsbams Mühle und heutige Bleiwäscher ihr ehemaliges in den Fluten der Aabachtalsperre versunkenes Haus innerhalb der Schnade besuchen konnten. Tief bewegt nahmen Anneliese Hengsbach mit ihren Kindern Bernhard und Ursula, Schwiegertochter Gerlinde Hengsbach und Anverwandte dieses Angebot gerne an. Noch heute erinnern sich Bleiwäscher Bürger an die bewegte Abschiedsfeier in der Bumbams Mühle.

Zu einem unwiederbringliches Erlebnis innerhalb der Schnade wurde die Bootsfahrt über die Aabachtalsperre für die Familie Hengsbach mit Gerlinde Hengsbach, Mutter Anneliese Hengsbach, Sohn Bernhard Hengsbach und Schwester Ursula Schmidt geb. Hengsbach als letzte Besitzer der Bumbams Mühle, ehe die Mühle mit Gastwirtschaft nach dem Bau der Aabachtalsperre Ende der 70er Jahre in den Fluten versank.

An der alten Bleiwäscher Straße mitten durch die Aabachtalsperre verläuft die Bleiwäscher Schnade. Foto rechts v.l.n.r.: Lars Hecker, Rainer Gutknecht (Geschäftsführer des Aabachtalsperrenverbandes), Christoph Rüther (zukünftiger Bürgermeister von Bad Wünnenberg), Ortsvorsteherin Claudia Sondermann, Ortsheimatpfleger Ralf Menne, Landrat Manfred Müller, Bernhard Hengsbach mit seiner Mutter Anneliese Hengsbach, Ursula Schmidt (geb. Hengsbach) und Verwandte der Familie Hengsbach als letzte Bewohner der Bumbams Mühle nahmen die Schnade hautnah unter die Lupe, dank einer einmaligen Genemigung des Aabachtalsperrenverbandes. 

Der Fürstenberger Grundschulrektor und ehemaliger Lehrer der Bleiwäscher Schule Bernd Nolte arbeitete die Geschichte der Bleiwäscher Gemeinde wissenschaftlich auf und vermittelte die Historie der Bumbamsmühle und Schützenwiese an die wissbegierigen Schnadegänger weiter!

Eine kräftige Gulaschsuppe und ein wenig Ortsgeschichte vom ehemaligen Lehrer der Bleiwäscher Schule Bernd Nolte zum Standort Schützenwiese wärmte die Schnadgänger nach bei einem kräftigen Regenschauer wieder auf. Die Mitglieder der Familien Hoffmann, Peters, Völlmeke und Mester als ehemalige Bewohner von Schützenwiese konnten sich noch gut an Einzelheiten.

Mit der Einweihung des „Knippeblicks“ im südwestliche Teil von Bleiwäsche stellten die Dorfverschönerer Manfred Hecker, Friedhelm Sprenger, Hans Planken, Werner Langen und Dieter Sprenger mit großem handwerkliche Geschick ein Wanderschutzhütte in der Nähe des Tors zum Sauerland der Allgemeinheit zur Verfügung. Ursprünglich war der Standort der Wanderhütte am Schweinskopf geplant, musste aber innerhalb des Genehmigungsverfahren verworfen werden. Den kirchlichen Segen innerhalb einer Andacht mit vielen Gläubigen erbat Gemeindereferent Norbert Wiedenstritt der katholischen Kirchengemeinde.

Foto recht: Manfred Hecker, Friedhelm Sprenger, Dieter Sprenger (nicht auf den Foto), Hans Planken, und Werner Langen, gestandene Wanderer und Naturkenner sind die Väter des Gedanken „Wanderhütte Knippeblick“. Sie sehen sich als kreative Ortsverschönerer für Bleiwäsche mit großem handwerklichen Geschick.

Mit der sonntäglichen Jubiläumsmesse und einem zünftigen Dorffest unter Mitwirkung fast aller Bleiwäscher Bürger klang ein außergewöhnliches Jubiläumsfest aus. Der Bleiwäscher Musikverein unter der Leitung von Mario Hecker verstand es, mit Marsch, Polka und Unterhaltungsmusik die Festtage zu verschönern. Bei einer Riesen-Kaffeetafel und den Vorführungen von den Cherry Peppers, dem Chor Chorios, den Landfrauen Fine & Mia, Heinrich Kappius mit seinem Akkordeon, den Kindergartenkindern, den Lovely Cheeries und den Lolly Pop´s war beste Unterhaltung auf der Showbühne angesagt. Auch für die Kinder wurde es mit der Bleiwäscher Dorfrallye, dem Bleiwäscher Schätzspiel, Torwandschießen und Kinderschminken nicht langweilig.

Ehrengast Bürgermeister Menne erklärte bei seiner Begrüßung zum 475. Jubiläum, dass er sich in Bleiwäsche während seiner 26-jährigen Amtzeit immer wohl gefühlt habe. Für seinen nächsten Besuch zur Einweihung der Begegnungstätte am 03. Oktober 2015 bringt er seine Trompete mit und wünscht sich für den richtigen Takt seinen Amtnachfolger Christoph Rüther am Schlagzeug!