1840
Nach einem anhaltend freundlichem Herbste folgte ein gelinder Winter. Wenn auch ein am 26sten Januar mit Blitz und Sturm verbundenes Unwetter manches Dach auflöcherte, und Schnee anhäufte, so dauerte diese Wuth der Elemente doch nur Tage, und lösete sich auf in helle und erträgliche Winterwitterung. Ebenso zeigte sich auch der Frühling und Sommer im Anfange günstig und freundlich. Die junge Saat berechtigte daher zu den besten Hoffnungen, und mit Freuden sah der Landmann den vielen Segen seines Fleißes. Aber der Allwaltende hatte es nach seiner unerforschlichen Weisheit anders beschlossen. Ein anhaltendes Regenwetter, welches gleich nach der Roggenernte eintraf, und nur auf Stunden, und höchstens auf ein, zwei Tage gehemmt war, trübte die gefaßten Hoffnungen, und erregte Angst und Besorgnis. Die Besorgnis und Noth stieg, als die Sommerfrüchte schon mehrere Wochen unter beständigem Regen, den Mäusen preisgegeben, an der Erde lagen, und auf einmal am 22sten und 25sten Oktober mit Schnee bedeckt wurden. Man griff jetzt zu, ohne darauf zu sehen, ob die Frucht trocken war oder nicht, scheuerte ein, um wenigstens etwas zu retten. Indes erhörte Gott endlich das inständige Flehen seiner Kinder, der Himmel erheiterte sich, und in 14 trockenen Tagen war alles in Sicherheit gebracht. Wenn nun auch alles nach Hause gebracht ist, so kann man doch die diesjährige Ernte nicht als durchaus glückliche Ernte nennen, weil abgesehen von dem auf dem Felde durch den beständigen Regen und Mäusefraß erlittenen Schaden, auch viel Getreide in den Häusern verfault und verfriert. Der Flachs gerieth in diesem Jahre wieder ziemlich. Dagegen schlugen die Kartoffeln fast allgemein fehl.
Am 25sten Februar starb der zeitige Ortsbeamte der hiesigen Gemeinde Anton Sprenger in 68 Jahren seines Alters, nachdem er mehr als 30 Jahre der Commune mit Umsicht und Weisheit vorgestanden hatte. Die einstweilige Wahrnehmung der mit diesem Posten verbundenen Geschäfte übernahm der Lehrer Neuhaus, bis dem Oekonom und Gastwirth Bernhard Gerlach anfangs Mai dieser Posten übergeben wurde.
Das durch den eben genannten Tod des Ortsbeamten Sprenger merkwürdige Jahr 1840 wird, wie für ganz Preußen, so auch für unsere Gemeinde, noch denkwürdiger durch das Ableben Sr. Majestät Friedrich Wilhelm III, unter dessem mildem Zepter wir mit unseren Brüdern 25 Jahre eines beglückenden Friedens genossen haben. Am 14ten Juni wurde uns der Tod des Vaters des Vaterlandes bekannt, und durch ein vierzehntägiges Trauergeläut in Andenken gerufen. So schmerzlich der Verlaß des Theuern jedem Freunde des Vaterlandes sein muß, so sehen wir doch mit froher Hoffnung auf den Sohn des Verewigten, auf Friedrich Wilhelm IV., unseren jetzigen  gnädigsten König und Herrn, und machen unsere Freude kund am Huldigungs- und Geburtsfeste. Wie in der Nähe und Ferne riefen auch hier die Donner der Böller die hiesigen Einwohner zur Freude auf, und zum Schwure der Treue unserm verehrtem Könige, und zum Gebete, daß der König der Könige seine Regierung eine glückliche und gesegnete sein lassen wolle.
Am 30sten Mai wurde das neue Schulzimmer errichtet. Schon lange war das Bedürfnis eines geräumigen Schulzimmers fühlbar, da sich mit jedem Jahre die Zahl der Kinder so sehr vermehrte, daß sich im Jahre 1811 erbaute neue Schulstube kaum ein Drittel derselben faßte. Diesem Uebelstande wurde endlich dadurch abgeholfen, daß das Schulhaus nach der Westseite hin um 32 Fuß Quadrat verlängert wurde. Durch diese Erweiterung ging aber der Eingang zum Pfarrgarten verloren. Um hier, wie billig und recht war, Schadenersatz zu leisten, kaufte die Gemeinde von de Witwe Höing eine Ecke Landes, wodurch der Eingang zum Pfarrgarten erweitert wurde, friedigte nun von der Ecke der neuen Schulstube bis an die Hecke der Witwe Höing durch ein Stankett den Pastoralgarten gehörig ein, und gelobte einen geraden Steinweg von dem Pastorat zu dem Garten zu legen. - Den Schulbau selbst übernahm der Schreiner Ignaz Kersting dahier für die mindeste Forderung ad 454 rth. Das nöthige Bauholz wurde gratis von der Forst abgegeben.
Im Nachsommer d.J. wurde die Verbesserung des Weges durch das Holz nach Wünnenberg begonnen. Sosehr aber die Gemeinde die Nothwendigkeit dieser Arbeit erkannte und mit Eifer betrieb, so gelangte man doch nicht weit damit, weil das ungünstige Wetter die Ernte zuviel aufhielt. Indes, der Anfang ist gemacht, und wir werden auch das Ende erreichen.
Den Schluß des Jahres feierten wir endlich mit einer kirchlichen Verbesserung. Es fehlte uns nämlich zur würdigen Feier des Gottesdienstes noch eine neue Orgel. So allgemein dieser Mangel erkannt wurde, so blieb es doch unmöglich, diesen Wunsch zu verwirklichen. Endlich wurde uns auf Verwenden  an den Herrn Oberpräsidenten Freiherrn von Fincke die Hoffnung, eine im Schullehrer-Seminar zu Büren befindliche, als Stubenorgel unbrauchbare Orgel für 50 rth käuflich zu erlangen. Die Kaufgelder kamen durch milde Beiträge bald zusammen, und am Weihnachtsfeste genossen wir die Freude, zum erstenmale in unserer Kirche zum Lobe Gottes die Orgel ertönen zu hören. Sie befriedigte nicht nur alle Erwartungen, sondern übertraf sie, und wir werden ewig dem danken, auf dessen Vermittlung wir zum Besitze derselben gelangt sind.
Zum Schluß folgt noch der Jahresbericht über das Krankenhaus zu Paderborn:
Lauf veröffentlichtem Jahresberichte über das Krankenhaus zu Paderborn pro 1832 waren seit Einrichtung 1832 daselbst an armen Kranken aus den Ortschaften des Kreises Büren unentgeltlich verpflegt und behandelt in Summa 1204 und vonda ab bis 3. August 1834  120. Zu den späteren Jahren wird zwar keine weitere Nachricht über den geographischen Wirkungskreis der Anstalt gegeben, indes ist in den Jahren 1835 - 1840 gewiß keine geringere Anzahl unserer armen kranken Mitbewohner in der Anstalt aufgenommen worden. Der Kreis Büren hielt es daher für Pflicht, dieser Anstalt seine Dankbarkeit zu bezeigen, und wurde deshalb nei Aufstellung des Commune-Hausetats von den sämtlichen Gemeinden des Kreises ein jährliches Geschenk von 135 rth 12 Sgr 2 Pfg der Anstalt ausgesetzt. Hierzu hat die Gemeinde Bleiwäsche jährlich ein Thaler.
Der würdige Vorstand der Anstalt Herr Dr. Schmitz erwähnt dieses unbedeutenden Beitrages in seinem Jahresberichte vom 3. August 1840 mit großem Lobe, und schließt mit den Worten: „Möge der Segen des Himmels dem Kreise Büren hundertfach vergelten, was er für die unglücklichsten seiner Einwohner that. Möge die Nachwelt nicht vergessen, daß der Grundstein zum fortschreitenden Wohlstande des Kreises Büren durch sein Werk christlicher Liebe gelegt ist.“ Geht dieser Wunsch in Erfüllung, so lesen hier unsere Nachkommen mit gläubigem Gemüthe den wahren Grund, und wrden bei erhöhetemWohlstande umso lieber den von bezeichneten Weg verfolgen, und nie diese den armen Kranken Hülfe und Trost gebende, den Befördern aber auch schon hier Glück bereitende Anstalt vergessen.

Der Pfarrer Simon
Der Ortsbeamte Gerlach

1841
Die trüben Tage des Winters, welche zwar hinsichts der Kälte erträglich waren, aber Schnee und Windgestöber in großer Menge brachten, endigte schon ein am 17ten März abends entstandenes Wetterleuchten, dem sodann das herrlichste Frühlingswetter folgte. Man legte zwar den ungewöhnlich frühen und schönen Tagen keine Dauer und keinen Bestand bei, allein die Natur schien diesmal eine Ausnahme machen zu wollen, denn bald zeigten sich Knospen an den Bäumen, und die Boten des Frühlings ließen sich auf dem Falde und im Walde vernehmen. Schon im März wurden die Gärten in Ordnung gebracht, und der Landmann sah frohen Muthes die Winterfrüchte wohl erhalten und neu belebt durch die milde Sonne. Der Frühling hielt auch im Allgemeinen seine Wärme und Heiterkeit, so daß die Feldarbeiten zur gehörigen Zeit geschehen konnten, und den gewünschesten Ertrag hoffen ließen. Allein der Sommer trübte durch sein anhaltendes Regenwetter und durch seine oft empfindliche Kälte die gefaßte Hoffnung, und namentlich war der Spätsommer dem Gedeihen und Reifen der Sommerfrucht durch Kälte und Regen sehr nachteilig. Indes fiel die Ernte im Ganzen zur Zufriedenheit aus, nur sollen die Kartoffeln und der Flachs einzelnen weniger gerathen sein.
Vom Frühjahre bis zum Sommer zeigte sich unter den Schweinen die Bräune, die sowohl hier als in der Umgegend manches Stück hinwegraffte.
Mit dem Beginn des Frühlings wurde nach der Südseite des Dorfes am Wege nach Thülen auf den so genannten Schächten ein viereckiger Platz zu einem Begräbnisplatze geebnet und mit einer Dornhecke eingefriedigt. Der vorhandene bei der Kirche befindliche Friedhof war nämlich für die täglich sich vergrößernde Gemeinde viel zu klein geworden, als daß den Toten die gehörige Ruhe gelassen werden konnte. Am 15ten Sonntage nach Pfingsten (den 12ten September) wurde der Gemeinde das Hinscheiden unseres am 30sten August gegen 9 Uhr abends verstorbenen Geistlichen Oberhirten, des Bischofs zu Paderborn Friedrich Clemens von Ledebur publiziert, und ein dreitägiges Trauergeläute erinnerte uns an diesen empfindlichen Verlust.

Der Ortsbeamte  Gerlach

1842
Der Winter des Jahres 1842 war sehr gelinde und kurz. Kartoffeln, die im Herbste nicht ausgepflügt waren, fanden sich im Frühlinge wohl erhalten und nicht verfroren, so daß sie zum Pflanzen recht gut gebraucht werden konnten. Weil der Boden nicht gehörig ausgefroren war, so ging das Pflügen und Bestellen der Gärten schlecht und beschwerlich. Der Frühling zeigte sich ziemlich früh, freilich mitunter unfreundlich und mit Nachtfrösten begleitet, allein er hielt doch, und selbst das Herbe und Unfreundliche gewährte seine Vortheile. Die Knospen der Bäume konnten nämlich nicht so früh in Blüte treten, wie in wärmeren Gegenden, und wurden daher von der noch folgenden Kälte, und den in der eingetretenen eigentlichen Blüthezeit entstandenen Sturmwinden nicht beschädigt und abgeschlagen. Daher kam es, daß die Obstbäume in diesem jahre einen ungewöhnlichen Ertrag lieferten, und die Eicheln des Waldes einen Aufruf zu einer ganzen Mast veranlaßten.
Auf den Frühling erfolgte ein äußerst trockener Sommer. Gewitter und anhaltende Regentage traten selten ein. Die Winterfrucht schmachtete nach Regen, die Sommerfrucht konnte nicht gehörig in die Erde gebracht werden, und mußte lange liegen, ehe sie aufkeimen und grünen konnte. Vieles, besonders Rauhfutter, blieb auf der Oberfläche des Landes liegen und verdarb. Zum Glücke ersetzte den mangelnden Regen zum Theil der nächtliche Thau. Von nah und fern ertönten schon ängstliche Klagen, an vielen Orten waren die Brunnen bereits ausgetrocknet, und Menschen und Vieh schrien nach Wasser. Aber vergebens, nur dann und wann fiel eine Erquickung vom Himmel, und unsere Feldmark, obgleich Bleiwäsche der höchste Punkt des ehemaligen Fürstbisthums Paderborn sein soll, schien mit dem Wenigen zufrieden zu sein. Nachdem die Saaten die Erdscholle durchdrungen und Wurzel gefaßt hatten, schossen sie empor, blüheten und zeitigten, denn die Sonne vermochte nicht den hiesigen und feuchten Boden auszutrocknen. Freilich gab es nicht soviel Stroh, wie in mehr feuchten Jahren, allein die Güte und die hohen Preise des Getreides ersetzten den erlittenen Abgang. Auch des Flachses gab es nicht so viel, wie in früheren Jahren, aber er war gut und gewichtig. Am ergiebigsten zeigte sich die Kartoffel-Erndte, und man kann mit Recht behaupten, daß noch in keinem Jahre mehr Kartoffeln ins Dorf gefahren sind, wie in diesem. Die Futterkräuter geriethen weniger gut.
Im allgemeinen läßt sich also dieses Jahr ein gesegnetes nennen, zumal da der anhaltdne gute Herbst, und er späte Anfang des Winters es erlaubte, bis nach Weihnachte die Schafe, Kühe und Schweine herauszutreiben, welche letztere besonders im Walde an den noch zurückgelassenen Eicheln einige Nahrung fanden. Merkwürdig ist nun noch die ungeheure Menge der Raupen und Mäuse, welche bedeutenden Schaden anrichteten.

Am Mariä-Himmelfahrtsfeste (den 21sten August) brach nachmittags gegen 5 Uhr in dem Hause des Wagners Heinrich Dietz vulg. Drajoners Feuer aus. So gefährlich dieses Unglück hätte werden können, da das Haus mitten im Dorfe lag, und die Strohdächer ringsumher pulvertrocken waren, so ließ doch die bewunderungswürdige Windstille die helle Flamme dem noch hellern und größern Sonnenfeuer schnurgerade entgegenlodern, und es blieb bei dem einen Hause, indem die benachbarten Dächer  gehörig besetzt, und die etwa darauf fallenden Funken mit nassen Wischen gedämpft wurden.
Am h. Schutzengelfeste (dem 4ten September) wurde der Gemeinde bekannt gemacht, daß der durch den Tod des Freiherrn Friedrich Clemens von Ledebur erledigte bischöfliche Stuhl mit dem seitherigen Weihbischofe Richard Dammers wieder besetzt wei.
In diesem Jahre sind im Ganzen geboren 40, davon gehören 23 dem männlichen, 17 dem weiblichen Geschlechte an; es sind gestorben im Ganzen 30, worunter 9 Erwachsene und 21 Kinder waren; copuliert sind 2 Paare.

Der Pfarrer  Simon
Der Ortsbeamte  Gerlach.

1843
Wenn das vergangene Jahr durch seine große Hitze und anhaltende Trockenheit Segen und Überfluß brachte, so ließ das regnerische Jahr 1843 mit allem Grunde das Gegentheil befürchten. Der höchst unbeständige Winter, der mit langem, leidlichen Frost, Schnee und Thauwetter wöchentlich wechselte, und sich bisweilen so lieblich zeigte, daß am 30sten januar und einigen folgenden Tagen die Schweine ins Holz getrieben werden konnten, war überhaupt schon kein guter Vorbote eines erwünschten Jahres, und einer glücklichen Ernte. Der Frühling fing zwar frühzeitig und in gewöhnlicher Weise mit abwechselnd unfreundlichen Tagen an; aber schon mit dem 15ten Mai trat Regen ein, der einen vollen Monat anhielt, so daß die Aussaat nur langsam vonstatten gehen konnte. Vom 15ten Juni hielt sich die Witterung warm und trocken bis zum 13ten Juli, wo ein am Abende sich erhebendes Gewitter dem Regen wieder den Anfang machte, der dann gewöhnlich solche Kälte brachte, daß man zum einheitzen genöthigt war, und bis zum 9ten August fast ununterbrochen anhielt. Jetzt heiterte sich der Himmel etwas auf, und es folgten einige gute Erntetage. Tag und Nacht wurde nun im Felde gearbeitet und gefahren, denn die Noth drängte, da selbst das Getreide in den Haufen dem Verderben nahe war, und dem Wetter nicht zu trauen stand. Und wirklich begann um Michaeli das alte Unwetter wieder, das von jetzt an nur suf Stunden sich aufheiterte, und schon am 13ten Oktober Schnee mit sich führte.
Traurig war der Anblick, wenn man durch die Felder ging, und sah, wie die Saaten an der Erde lagen, welche dem Miste ähnlich, als Halmen, in denen der Bedarf für den kommenden Winter verborgen sein sollte. Das Korn keimte bald aus, und wuchs am Boden fest und schoß in die Höhe, und wollte sich, wenn es gewendet werden sollte, nicht mehr von einander trennen. diejenigen, welche nicht vor dem Regen gemähet hatten, schätzten sich daher glücklich. Allein auch sie hatten ihre Verluste, da meistens ein Drittel des Getreides durch Regen undSturm auf den Boden geschleudert lag. die Ernte zog sich natürlich in die Länge, und man mußte zusammenraffen, was man konnte, wenn es auch nur eben windtrocken war, um doch wenigstens etwas zu retten. Nicht weniger beschwerlich und langsam ging es mit der Einsammlung der Kartoffeln. Auch die Flachs-Ernte war nicht besonders, und wurde durch das beständige Regenwetter bedeutend erschwert, und bei vielen Einwohnern gänzlich vernichtet.
Dagegen gerieth in diesem Jahre die Frucht der Buchenbäume ziemlich gut. Man benützte diese Gelegenheit auch mit vielem Eifer, um den Ersatz für die mißrathene Ernte zu gewinnen. Nachdem die Bäume entblättert, und sich ihrer Frucht entladen hatten, wurden die Schweine in die nicht in Schonung gelegten Waldplätze getrieben, und fanden in der Buche eine gute Nahrung und Mast. Dieses konnte um so länger und erfolgreicher geschehen, da das übrige Herbstwetter gelinde war, und der Boden bis zum Ende des Jahres offen, ohne besondern Schnee blieb.
Was für die Zukunft zu erwarten stand, darauf ließ die schlechte Ernte in der hiesigen Gegend nur zu gut schließen; Geldmangel, und darauf folgende Hungersnoth. Dieses zeigte sich denn auch schon in kurzer Zeit, schon am Schlusse des Jahres, und läßt auch noch größeres Elend für das künftige Jahr befürchten, da nicht nur die Nahrungsmittel, sondern auch gutes Saatkorn Pflanzkartoffeln fehlen werden.
Im Laufe dieses Jahres wurde die hiesige Gemeinde um zwei Häuser vermindert. Das eine, früher Eigenthum des Heinrich Schmelter, gelegen auf den Schächten, wurde von dem Ankäufer, einem Töpfer, abgebrochen, und in Wünnenberg aufgerichtet. Das andere, ehemals von dem Papierhändler Joseph Henke, darauf von dem Schäfer Franz Lutter besessen, später von Augustin Schäfer angekauft, wurde am 2ten October Abends halb neun Uhr ein Raub der Flamme. Obschon bei diesem Unglücke ein STARKER Sturmwind wütete, so schützte doch die Lage des Hauses und die anhaltende Nässe vor gößeren Verheerungen des Feuers.
Am 6ten August wurde das 1000jährige Jubiläum der Selbständigkeit unseren deutschen Vaterlandes mit kirchlicher Feier begangen.
Mit dem 1sten November trat der hiesige Landrath des Kreises Büren, Herr von Hartmann, in den ruhestand, und es wurde die Verwaltung des hiesigen Landrathamtes dem Herrn Grafen von Stollberg zu Westheim übertragen. Letzterer beehrte im Monath December die Gemeinde mit seinem Besuche, um zugleich die nöthigen Voranstalten zur Einrichtung der neuen Communal-Ordnung vom 31sten October 1841 zu treffen.
Es sind in diesem Jahre geboren im Ganzen 18, gestorben 14; copuliert 4 Paare.

Der Pfarrer Simon
Der Ortsbeamte
Der Gemeinderath

1844
Die Witterung des Jahres 1844 war im Ganzen der des vergangenen Jahres gleich, nämlich der Winter gelinde und unbeständig, und die übrigen drei Jahreszeiten regnerisch und unfreundlich. Die Aussaat konnte zur rechten Zeit vorgenommen werden, denn gegen Ende Maerz begann der Frühling. Zur Zeit der Aussaat beförderte von einer Zeit zur anderen der Regen das Aufkeimen des Saatkorns, und besonders versprach das Raufutter wieder vielfachen Ertrag. Indessen hinderte der anhaltende Regen zur Blüthezeit das Ansetzen des Kornes. Daher kann die Ernte nur als eine sehr mittelmäßige betrachtet werden.
Wichtig ist dieses Jahr in politischer Hinsicht vorzüglich wegen Einführung der neuen Gemeinde-Ordnung vom 31. October 1841. Die einzelnen landräthlichen Kreise wurden nach Aemtern abgetheilt. Jedes amt erhielt einen Amtmann, und in jeder Gemeinde waren die meistbeerbten, d.h. jene, welche die meisten Grundgüter besaßen, und somit auch die meiste Grundsteuer zahlen mußten, Gemeinde-Verordnete, oder wenigstens Candidaten zu Amtsverordneten. Die Gemeinden besolden den Amtmann. Das hiesige Amt faßt die Ortschaften in sich, welche das ehemalige Canton Wünnenberg umfaßte, nämlich: Wünnenberg, Fürstenberg, Westheim, Oesdorf, Meerhoff, Essentho, Bleiwäsche und Leiberg, und führt den Namen: Amt Wünnenberg. Als Amtmann wurde der Husaren-Leutnant Langheld a.d. bestätigt, und zugleich bewilliget, daß derselbe zu Fürstenberg seinen Wohnsitz behalten konnte. Aus der Zahl der meistbeerbten wurde in jeder Gemeinde ein Vorsteher gewählt, dem ein Stellvertreter zur Seite gegeben wurde. Den Vorstehern steht es zu, für polizeiliche Vergehen Polizeistrafen zu verfügen; solche dürfen jedoch nicht 1 rth übersteigen. Das Amt des hiesigen Vorstehers wurde dem seitherigen Ortsbeamten Bernhard Gerlach übertragen, und Johann Finger, vulgo Henkeler, zum Stellvertreter ernannt. Zugleich ging die Verwaltung der Gemeindekasse an den Amtmann über, indem nicht mehr wie bisher der Ortsbeamte, jetzt der Vorsteher, sondern nur der Amtmann Anweisungen auf die Gemeindekasse befugt ist. Es folgte nun auch, daß die Hebung und Auszahlung der Communalgelder an den königlichen Steuer-Rendanten überging, und sämtliche Zahlungspflichtige ihre Beiträge an bestimmten Tagen in Wünnenberg abliefern mußten.
Am 20saten October (den 21sten Sonntage nach Pfingsten) wurde der am 1ten des Monats erfolgte Tod des hochwürdigsten Bischofs der Diözese Paderborn, Richard Dammers, der Gemeinde von der Kanzel bekannt gemacht; und durch dreitägiges Trauergeläute das Andenken des allgemein bekannten Oberhirten ins Gedächtnis zurückgerufen. Diesem Todesfalle folgte am 20sten November auch der Tod des seitherigen Generalvikars Heinrich Drüke, und am 2ten December der des Oberpräsidenten der Provinz Westphalen Exellenz Freiherr von Fincke. Beide Männer haben sich in ihren Wirkungskreisen zumWohle des Vaterlandes rühmlich ausgezeichnet, und ist namentlich des letzteren in dem Jahresberichte von 1840 mit Dankbarkeit Erwähnung geschehen.
Am 14ten September 8 Uhr morgens brach in dem Hause des Fuhrmannes Anton Scholand Feuer aus. Zum Glücke war es windstill und das Haus leer, weshalb eigentlich nur das Dach vom Feuer verzehrt wurde. Am 16ten desselben Monats abends halb neun Uhr entstand wieder Feuerlärm. Das Haus der Witwe Johann Thiele Hammerschmidt vulgo Baren fing bei gefährlichem Winde an zu brennen. Weil dieses Haus aber sehr klein und zudem baufällig war, so wurde es bald an den Boden gerissen, und daher ein größeres Unglück abgewendet.
Noch ist bemerkenswerth, daß gegen Ende dieses Jahres der Bergbau zur Gewinnung von Bleierz wieder angefangen wurde. Der Landrath des hiesigen Kreises, Graf zu Stollberg, in Verbindung mit dem Gewerken Fritz Kropff aus Olsberg ließ zunächst den Stollen unter dem Wege nach Alme reinigen, und zum Befahren herstellen. Zugleich wurde ein unter der Knippe bereits vor alter Zeit angefangener Stollen in Betrieb gesetzt. Letzterer lieferte gleich Bleierz in solcher Menge, daß wenigstens ein günstiger Erfolg für das Unternehmen gehofft werden darf.
Es sind im Laufe des Jahres 1844  geboren 14, gestorben 13 Personen, getraut 6 Pare.

1845
Nach einem ernsten Winter, wie er sich hier gewöhnlich einstellt, trat gegen die Mitte des Monats April ein erwünschtes Frühlingswetter ein, das ein sehr fruchtbares Jahr hoffen ließ. Diese Hoffnung wurde durch den überaus günstigen Sommer, wo Regen und Sonnenschein gehörig abwechselten, im höchsten Grade gesteigert. Alle Feldfrüchte standen in Ueppigkeit und Pracht, und besonders versprachen die Kartoffeln die reichhaltigste Ernte, da die Witterung überhaupt, besonders aber in der Zeit des Hackens und Haufens nicht günstiger gedacht werden kann. Allein mit dem Anfange der Hundstage trat anhaltender Regen ein, der zwar anfänglich warm war, dann aber plötzlich in eine empfindliche Kälte überging. Am 16ten August um Mittag erhob sich ein fürchterliches Gewitter, das die hiesige Feldmark mit Schlossen bedeckte. Dahin war nun das gehoffte Glück, die Sommerfrucht hatte bedeutenden Schaden gelitten, der Flachs mußte sofort gezogen werden, indem er total zu Boden geschlagen war. Besonders gewährten die Kartoffel-Felder einen sehr betrübenden Anblick, die Blüthen und Blätter und sogar die Stengeln lagen an der Erde, die üppigen Stauden ließen an verschiedenen Stellen schwarze Flecken wahrnehmen, die immer weiter fraßen, und zuletzt die jungen Kartoffeln angriffen. Man machte allerlei Versuche, um das gänzliche Verderben dieses für unsere Gegend so unentbehrlichen Nahrungsmittels zu verhindern; man schnitt z.B. das Kraut ab. Allein alle Mühe war umsonst. Die Kartoffeln, die bisher unter dem Einflusse des überaus günstigen Wetters wie in einem Treibhaus emporgeschossen waren, konnten den zu grellen Wechsel der Temperaturen nicht mehr verschmerzen, und fingen an abzusterben. Neugierig und mit bangen Vorgefühlen sah man der Erntezeit entgegen, und wahrlich, der Erfolg war trauriger, als man anfangs gedacht hatte. Nicht genug, daß die Kartoffeln seit jener plötzlichen Kälte nicht mehr gewachsen warne, so waren auch die bis dahin gewachsenen zum größten Theile faul geworden, zum Theil an einzelnen Stellen geschädigt, und man konnte oft mehrere Haufen ausgraben, ehe man eine ganz gesunde Kartoffel fand. Wenn man nun seither Fuder Kartoffeln an einem Tage aussammeln und nach Hause transportieren konnte: so war man jetzt zufrieden, wenn man für jedes Fuder einen Korb voll heimbringen konnte. Mehrere hiesige Einwohner, besonders solche, die spät gepflanzt hatten, ließen ihre Äcker gar stehen, indem sie durch einzelne Proben bemerkt hatten, daß der Ertrag die Mühe des Ausgrabens nicht lohne. Der Kummer und die Sorge für die Zukunft stieg mit jedem Tage, zumal da auch aus anderen Gegenden die Kunde sich verbreitete, daß weit und breit die Kartoffelnernte fehlgeschlagen sei. Hatte man in früheren Jahren die Kartoffeln oft schonungslos verbraucht, so mußte, das lehrte einem jeden der geringe Vorrath, jetzt gespart, und allein auf Pflanzkartoffeln fürs nächste Jahr Bedacht genommen werden. Gleichwohl hatten manche schon um Weihnachten jedweden Eß- und Pflanzkartoffeln mehr. Aber der Allwaltende, der auch den Sperling nicht vergißt, verließ auch seine Kinder, die Menschen nicht. Er schenkte uns einen freundlichen Herbst und einen sehr gelinden Winter, der die Erde bloß und offen ließ, sodaß der Arme und Bedürftige das Mitleiden seiner Brüder ansprechen, der Bemittelte aber in anderen Gegenden aufsuchen konnte, was hier für keinen Preis zu haben war. Allenthalben schränkte man sich im Verbrauche der Kartoffeln ein, und die zu einer ungewöhnlichen Höhe gestiegenen Preise der Lebensmittel fielen bald wieder. Man hatte dieses nicht vermuthet, und deshalb wurde von den einzelnen Gemeinden bei Zeiten Fürsorge getroffen, daß wenigstens für die Pflanzzeit Vorrath beschafft wurde. Die hiesige Gemeinde kaufte von der Oekonomie zu Wormeln bei Warburg 90 Scheffel, den Scheffel zu 1 rt 2½ Sgr, und überließ den Bedürftigen den Scheffel wieder zu 1 Rth 8 Sgr. Offenbar war man aber zu voreilig zu Werke gegangen, da man auf dem Wochenmarkte zu Paderborn den Scheffel zu 20, ja zu 17 Sgr kaufen konnteversteht sich aber gegen bare Zahlung.

Die Kornpreise standen sehr hoch, wie schon bemerkt ist. Der Berliner Scheffel Roggen galt im December und Januar 2 Rth 15-20 Sgr, die Gerste 1 Rth 15 Sgr; der Hafer 1 Rth 5 Sgr; Erbsen sogar 4 Rth. Mit dem Monat Maerz 1846 gingen aber die Preise bedeutend herunter, und wurde der Scheffel Roggen zu 2 Rth, auch zu 1 Rth 25 Sgr verkauft.
Wir erlebten im Laufe des Jahrs 1845 in hiesiger Gemeinde drei Feuersbrünste. Die erste ereignete sich am 27sten Januar Abends gegen 6 Uhr im Hause des Ackermanns Georg Witteler. Der Wind brausete fürchterlich, das Feuer brach schon durch, allein den anstrengenden Bemühungen des Eigenthümers gelang es endlich, den Ausbruch zu verhindern. Die zweite Feuersbrunst fand am 25sten März des Nachmittags statt, und legte das Wohnhaus der Tagelöhner Johann Sprenger und Hermann Tacken volgo Schusters auf den Grund. Zum dritten Male endlich brannte am 6sten Juni halb drei Uhr Nachmittags das Haus des Ackermanns Mathias Tacken, vulgo Jostes, ab. Dieser letzte Brand hätte gefährlich werden können, indem gerade zu der Zeit eine große Dürre dem Umsichgreifen des Feuers leichtes Spiel gab. - Noch waren wir Zeugen eines Brandes in der Nachbarschaft. Am 19ten October abends um halb sechs Uhr fing nämlich die erst im vorigen Jahre errichtete Scheune des Grafen von Bocholz zu Alme auf dem sogenannten Buchholze an zu brennen, worin nebst den verschiedenen Früchten 400 Schafe verloren gingen.
Das am 16ten September v.J. abgebrannte Haus der Wittwe Joh. Thiele Hammerschmidt, jetzt verehelichten Lud. Kaufmann, wurde am 6ten Mai wieder gehoben, und das am 14ten September v.J. abgebrannte Haus des Fuhrmanns Anton Scholand am 24sten Mai. Zu beiden gab der Forst-Fiskus das nöthige Bauholz, eine Wohlthat für die drei holzberechtigten Ortschaften, die man jetzt wieder zu schätzen lernt, die man aber früher sehr gering anschlug, was sich dadurch zeigte, daß mehrere Holzberechtigte ihre Gerechtsame für eine Kleinigkeit an den Fiskus verhandelten. dies thaten in der hiesigen Gemeinde folgende Hausbesitzer: 1. Heinrich Dietz (Dragoner), 2. Heinrich Kersting (Nüsen-Schuster), 3. Franz Drüppel (Schweins), 4. Anton Schaefer und Elias Noll ( Kolreiwens).
Da mit diesem Jahre der mit dem Fiskus abgeschlossene Holzvertrag abgelaufen war, so wurden von Seiten de Gemeinde verschiedene Anordnungen in Rücksicht der Zukunft getroffen. Zu einem neuen Vertrage kam es indes noch nicht, weshalb dann der vorige in Kraft blieb.
Im Laufe des Jahres 1845 sind geboren 34, gestorben 19, copuliert 4 Paare.

1846
Der Winter dieses Jahres war sehr gelinde und fast ganz ohne Schnee. Deshalb konnte nicht einmal das Deputat-Brennholz, wie in früheren Jahren, auf Schlitten nach Hause transportiert werden, sondern mußte meistentheils auf Wagen gefahren werden. Die gelinde Witterung war eine wahre Wohlthat für Menschen und Vieh, denn hierdurch wurde es der ärmeren Klasse der hiesigen Einwohner möglich, ihren Lebensunterhalt auswärts zu suchen; namentlich konnten diese aus dem Waldeckschen Graupen und Grütze heranholen, und dem Hunger einigen Vorschub leisten. Der Frühling stellte sich zur rechten Zeit ein, und ließ wegen seiner Dauerhaftigkeit auf ein gutes und fruchtbares Jahr schließen. Allein der Beherrscher der Welt hatte es aus unerforschlichen Gründen anders beschlossen. Der das Gedeihen der Feldfrüchte fördernde Regen blieb aus. In fast fünf Monaten ließ sich keine Wolke am Himmel sehen. Der nächtliche Thau wurde von der brennenden Sonnenhitze bald verzehrt, und so konnte natürlich die Ernte nicht reichlich ausfallen, so mußte man sich auf einzweites Hunger- und Nothjahr gefaßt machen. Aber nicht allein in hiesiger Gegend blieb der Regen aus, sondern man erfuhr auch Gleiches aus der Ferne. Ja, es herrschte an vielen Orten eine wahre Wassernoth: so war z.B. die Gemeinde Haaren gezwungen, das Wasser aus Wünnenberg zu holen. Diese Wassernoth hatten wir hier zwar nicht zu befürchen, die Quelle floß immerfort, aber nicht in solcher Fülle, wie sonst.
Die Zeit der Ernte kam, mit ihr aber auch die traurigste Aussicht in die Zukunft. Stroh war ziemlich gewachsen, denn wegen des kalten und feuchten Bodens kann eine gewöhnliche Dürre das Wachsthum nicht hindern. Allein die Aeren waren nicht voll. Manche Körner hatten angesetzt, aber sie schienen plötzlich verbrannt zu sein. Die Gerste stand hin und wieder üppig und in voller Kraft. Das Rauhfutter verschwand von den Ländern. Die Kartoffeln blieben klein und lieferten keinen Ertrag, und waren auch, wie im Jahre vorher, einzeln krank und faul.
Bei einer solchen Mißernte, die man eine allgemeine nennen darf, mußten selbstredend die Fruchtprise ungeheuer steigen. Der Roggen und Weitzen galt gleich 3 Rth und darüber, die Gerste 2 Rth, der Hafer 1 Rth 7-10 Sgr. Erbsen und Linsen stiegen bald auf 4 Rth pro Berl. Scheffel. Zur Saatzeit erhöheten sich die Preise noch bedeutend. Der Scheffel Weitzen stieg auf 5 Rth, Roggen über 4 Rth, Hafer auf 2 Rth und die Kartoffeln ebenfalls auf 2 Rth, und waren zudem hier nirgends zu haben. Nicht minder standen verhältnismäßig die Preise für Stroh und Heu.
Am 18ten April wurde das am 25sten März v.J. abgebrannte Haus des Tagelöhners Johann Sprenger (Schusters) und am 9ten Mai das am 6ten Juni v.J. abgebrannte Haus des Ackermanns Matthias Tacken wieder aufgebaut. Am 28sten mai wurde die vordere Hälfte des Schusterschen Hauses, dessen Eigentümer Hermann Tacken ist, gehoben. Am 2ten Mai brannte das Haus des Maurers Wilhelm Becker vulgo Singer ab, das wegen der anhaltend trockenen Witterung noch in dem Herbste wieder aufgebaut werden konnte.
So viele Feuersbrünste nöthigten endlich die Gemeinde, eine neue Spritze anzuschaffen, um wenigstens dem Umsichgreifen des Feuers Vorschub leisten zu können. Es wurde daher eine Spritze bei dem berühmten Mechaniker Hense in Kassel bestellt, und im Sommer abgeholt. Dieselbe kostet ohne Transport 360 Rth. Um die Spritze gehörig hinstellen zu können, wurde es nöthig, das vorhandene Spritzenhaus an der Kirchhofsmauer zu erweitern.
Im Frühjahre sind an der Knippe aus dem Communal-Walde wieder 120 Klafter Holz gehauen, und meistbietend zu dem Preise von 3 Rth 13 Sgr pro Klafter verkauft.
Im Laufe des Jahres sind geboren  19, gestorben 9, getraut 6 Paare.

1847
Seit Menschen-Gedenken war in der hiesigen Gemeinde die Noth nicht so groß, als in diesem Jahre. Die Fruchtpreise stiegen von Tag zu Tag. Der Scheffel Roggen kostete über 5 Rth, Weizen 6 Rth. Allenthalben wurde von vermöglichen Leuten aufgeboten, was sie konnten, um wenigstens die Armen vor dem Hungertode zu schützen. Um unsere Gemeinde erwarb sich ein besonderes Verdienst der Pächter des gräflichen Guts zu Fürstenberg, Amtmann Zöpperitz, der die dort ankommenden Fremden, Kinder und Erwachsenen nicht nur speiste, sondern auch seine Vorräthe öffnete, und Menschen aus der Noth half, wenn sie auch nicht augenblicklich Geld hatten. In anderen Gemeinden scheint die Noth ebenfalls auf eine empfundene Weise ausgebrochen zu sein. Deshalb suchte man aus der Ferne Getreide zu bekommen, namentlich aus Amerika. Das fremde Korn blieb aber zu lange aus, der Segen Gottes kam zuvor, und hob durch eine gesegnete Erndte auf einmal alle Aengste und Besorgnisse für die Zukunft.
Die Früchte geriethen im allgemeinen sehr gut, besonders war die Weizen- und Flachserndte ausgezeichnet. Die Kartoffeln hingegen mißriethen wieder, zwar nicht so allgemein und bedeutend, wie im vorigen Jahre. Natürlich gingen die Kornpreise jetzt wieder herunter. Der Roggen kam wieder unter 2 Rth und später auf 1 Rth 15 Sgr. Die Gerste hatte gleichen Preis, der Hafer galt 1 Rth und darunter. Der nach hiesiger Sitte zubereitete Flachs wurde von den Waldeckern sehr gesucht, und zahlten dieselben für 5 Pfund einen Thaler. Der Erlös aus dem verkauften Flachse mag an tausend Thaler betragen haben.
Im Jahre 1847 ist das Dorf um 4 Häuser kleiner geworden. Am 27. Maerz gegen 4 Uhr morgens brannte nämlich das Wohnhaus des Heinrich Hollenstein und Jos. Schröder vulgo Gedrükens ab. Am 1. August gegen 11 Uhr abends ging das Wohnhaus des Anton Schaefer und Elias Noll vulgo Kloreiwens in Flammen auf. Außerdem verkauften Augustin Schaefer vulgo Schaepers und Christian Vagiener ihre Häuser nach Scharfenberg, wo ein Brandunglück über 40 Häuser in Asche gelegt hatte.
Dagegen hatte der Forst-Fiskus das massive Försterhaus nebst Scheune auf dem Bruche am Wünnenberger Wege, und die Gemeinde eine neue Ziegelei auf einer von dem Wilhelm Becker vulgo Singer umgetauschten Wiese erbauen lassen. Die Ziegelei hat große Uneinigkeit unter den Gemeinde-Verordneten abgesetzt, weshalb sie erst am 28. October gehoben werden konnte. Am 30. October hielt der Elias Noll Hausheben. Bei dem anhaltend trockenem Wetter wurde es möglich, daß die letzt genannten Häuser noch in so später Jahreszeit soweit gebracht worden sind.
Im Laufe des Jahres sind geboren 27, gestorben 11, und getraut 2 Paare.

Bleiwäsche, den 31. December 1847
Der Pfarrer / Der Vorsteher / Die Gemeindeverordneten

1848
Das Jahr 1848 gehört unstreitig zu den wichtigsten merkwürdigsten Jahren, in welchem sich der Drang der Völker Europas hervorthat nach freieren Regierungen und constitutionellen Staaten. Nachdem unser heiligster Vater Pius IX hierin voranging, und dem Kirchenstaate viele edle Verbesserungen in staatlicher Hinsicht verliehen hatte, folgten bald andere Staaten nach. In Frankreich wurde der König Louis Philipp verjagt, und es erhob sich die Republik. Dieses wirkte wie ein elektrischer Schlag auf alle Völker Europas. Besonders war es Deutschland, welches in wahrem Enthusiasmus sich erhob, das Bürokratenthum stürzte, und frei und einig, nicht mehr zerrissen sein wollte. So auch erlitt das Preußenland eine Umgestaltung. Am 8. Maerz brach die Revolution in Berlin und Wien aus, und breitete sich mit Blitzesschnelle über alle Dörfer und Städte Deutschlands aus, freilich nicht überall im guten Sinne. Unser allergnädigster König Friedrich Wilhelm IV versprach unseren Völkern eine freiere Regierung und Verfassung. Seine Worte: „Preußen geht in Deutschland auf“ wurden vielseitig falsch verstanden, und dieses verleitete zu manchen Schandthaten. Wir haben keinen König mehr, so hieß es hier, also brauchen wir auch kein Försterhaus mehr ( das neugebaute Försterhaus dahier steht auf dem Bruche, wo die Bleiwäscher Hude- und Weiderechte haben, und war noch nicht vom Fiskus abgefunden resp. entschädigt). Und Gott mag es wissen, überall in Preußen und Österreich war Gesetzlosigkeit und Aufruhr. So wurde hier das neue massive Försterhaus am 25. Maerz des Abends in Brand gesteckt und demoliert, ebenso die Scheune des Grafen von Alme auf dem sog. Buchholze. Jeder Beamte, jeder, der Feinde hatte, war hier seines Lebens nicht mehr sicher. Diese Gesetzlosigkeit dauerte fast 8 Tage, bis die Soldaten kamen, und mehre der Anführer begunden mit sich nahmen. Darauf ging es daran, die Blößen in den ‚Waldungen, welche nach und nach der Hude entzogen und bepflanzt waren, zu zerstören. Jeder Einwohner von hier ward gezwungen, nolens volens, theil zu nehmen. Die Wünnenberger, welche an 300 Mann unter Musik hierher kamen, fordern die Eingesessenen unter größten Drohungen hierzu auf. Seitdem jammern mehre Frauen und Kinder über ihre Männer und Väter, welche gefänglich eingezogen sind.
Auf dem Wunsche des Königs trat zu Frankfurt die National-Versammlung, und zu Berlin eine Versammlung, beide durch Volkswahl gemacht, zusammen, um die neue Verfassung zu beraten.
Das Forsthaus wurde im Herbste und Winter wieder aufgebaut, so daß es am 1. Mai 1849 fertig sein sollte.
Das Jahr 1848 war für unsere Gemeinde ein fruchtbares Jahr. Weitzen und Roggen, Gerste, Rauhfutter und Hafer waren sehr gut gerathen. Nur die Kartoffeln kamen wieder spärlich ein in Folge ihrer Krankheit. Auch der Flachs war gut, und er wurde gereinigt zu 5 ½ bis 6 Rth für 1 Ztr verkauft.
Der bisherige Pastor Simon wurde nach Altenbergen im Kreise Höxter versetzt, und dem dortigen Pfarrverweser Heinrich Funke wurde vom hochw. Generalvikariate diese Pfarrstelle übertragen, welche er am 27. Juli antrat.
Der Lehrer Jos. Neuhaus, der hier 13 Jahre war und mit dem Pastor Simon in Streit lebte, wurde von der Regierung zu Minden ebenfalls nach Altenberge versetzt, und an seine Stelle trat der Lehrer Jos. Reck, gebürtig aus Lichtenau, vordem Lehrer zu Wünnenberg.
Infolge der guten Erndte standen die Kornpreise sehr niedrig. Es kostere der Berliner Scheffel Weitzen 1 Rth 20 Sgr, Roggen 25 Sgr bis 1 Rth 2 Sgr, Gerste 20 bis 23 Sgr, Hafer 14 Sgr.
Der Spätherbst sowie der Winter waren ziemlich gelinde, der Schnee, hierzulande etwas gewöhnliches, blieb fast ganz aus, so daß die Leute ihr Deputatholz fast nicht aus dem Walde nach Hause bringen konnten. Meist war es nasse Witterung.
Geboren sind im Laufe des jahres 18, gestorben 26, getraut 12 Paare.

Bleiwäsche, den 341. December 1848
Der Pfarrer Funke, der Vorsteher, Die Gemeindeverordneten.

1849
Das Jahr 1849 fing ebenfalls gelinde an. Anfangs Januar hatten wir fast 14 Tage lang starkes Glatteis, in Folge dessen wohl der ganze Klee verwintert ist. Im März hatten wir sehr schöne Tage, so auch anfangs April. Am 17. April fing es an zu schneien, am 18ten lag bis 1 ½ Fuß tiefer Schnee. Am 19ten fror es stark und war sehr stürmisches Wetter. Zu bemerken ist: das Zwei-Kammern-System. Nämlich die preiß. Nationalversammlung zu Berlin vom Könige aufgelöst umd am 8ten December p.a. eine Verfassung von ihm octruiert war, wurden zur ersten und zweiten Kammer neue Volkswahlen ausgeschrieben, wobei die sog. Demokraten, Republikaner eine große Rolle spielten, den Landleiten durch Wort und fliegende Blätter allerlei vormachten, um sie auf ihre Seite zu haben.
Von der Frankfurter deutschen National-Versammlung wurde unser König Friedrich Wilhelm IV zum deutschen Kaiser mit 290 Stimmen gewählt, derselbe aber lehnte die Würde bedingnisweise ab, weil nämlich nicht alle deutschen Fürsten ihre Zustimmung gaben.
Die Feindseligkeiten mit Dänemark haben im April wieder begonnen.
Ferner zu bemerken die neue Gerichtsorganisation, wonach vom 1. April an in Fürstenberg ein Kreisgericht besteht.
Der Sommer war mehr trocken als naß, mehr kalt als warm. Die Früchte geriethen ziemlich gut, und in Folge dessen kostete um Martini und duch früher
der Berliner Scheffel     

Roggen  1 Rth bis 1 Rth 3 Sgr,
Weitzen           1 Rth 25 Sgr,
Gerste   20 Sgr bis 25 Sgr,
Hafer   13 Sgr bis 16 Sgr,
Rauhfutter 1 Rth bis 1 Rth 2 Sgr 6 Pfg.

Der Spätherbst war sehr veränderlich in der Witterung, doch gegen Winter hatten wir beständig Schnee und Kälte.

Geboren sind im Laufe dieses Jahres 26, gestorben 14, getraut 6 Paare.